Zwischenahner Dialog

Trend zu etwa 15.000 Apothekeninhabern

Bad Zwischenahn - 22.04.2013, 09:18 Uhr


Ohne ein Wort zu den Untersuchungen um die Verwendung von Mitteln der ABDA für die Öffentlichkeitsarbeit eröffnete Heinz-Günter Wolf am 18. April den Zwischenahner Dialog. Brisant waren dagegen einige Inhalte der Veranstaltung. Denn Dr. Frank Diener sieht die Zahl der Apothekeninhaber auf dem Weg Richtung 15.000.

Nachdem der Vorsitzende des Landesapothekerverbandes Niedersachsen und ehemalige ABDA-Präsident Wolf locker und sichtlich gut gelaunt die traditionsreiche Diskussionsveranstaltung von Apothekern, Ärzten, Pharmaindustrie und Krankenkassen eröffnet hatte, ging es zunächst um die Situation der Apotheken nach dem AMNOG. Dr. Frank Diener, Generalbevollmächtigter der Treuhand Hannover, stellte die umfangreichen Belastungen der Apotheken zusammen. Als Ergebnis seien das verfügbare Einkommen der Apothekenleiter und die Zahl der Apotheken gesunken. Der Trend zu Apothekenschließungen gehe weiter und auch ohne weitere belastende Maßnahmen bewege sich die Zahl der Apothekeninhaber von derzeit unter 18.000 auf etwa 15.000 in den nächsten Jahren zu. Außerdem erklärte Diener: „Der Markt läuft auseinander.“ Während sogar 2012 in vielen Apotheken die Umsätze gestiegen seien, hätte etwa ein Drittel der Apotheken nicht die nötigen Rücklagen, um nötigenfalls die strittige Differenz beim Kassenabschlag für 2009 und 2010 zurückzuzahlen. Als Konsequenz riet Diener den Apothekern, ihren unternehmerischen Mikrokosmos effizient zu gestalten.

Dr. Eckart Bauer, ABDA-Abteilungsleiter Wirtschaft, Soziales und Verträge, erklärte zur  Notdiensthonorierung, die Idee der Mischkalkulation werde sukzessive aufgegeben. Außerdem kopple sich die Honorierung von der Zahl der abgegebenen Packungen ab. Paradoxerweise würden die zusätzlichen Mittel bei der neuen Regelung stärker von der Packungszahl abhängen, obwohl die Notdienstleistung packungsunabhängig honoriert werde. Als weitere Baustelle sprach Bauer die Packungsgrößenverordnung an. Kein Marktbeteiligter wolle die Regelung, die zu riesigen Packungen führen könne, aber sie sei noch gültig und das DIMDI habe den Auftrag zur Umsetzung. Es existiere ein Entwurf für eine Änderung, nach der der Bestandsmarkt nur bei diesbezüglichen Anträgen betroffen wäre. Für diese Änderung gebe es aber noch keinen Zeitplan.

Berend Groeneveld, stellvertretender Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen, stellte die Belastungen aus der Perspektive der Apotheken dar und betonte die großen Probleme durch die zunehmende Bürokratie. Die Folgen der Rabattverträge zu erklären, belaste die Kundengespräche, und die zunehmende Dokumentation, insbesondere zur Vermeidung drohender Retaxationen, koste viel Zeit im Backoffice. Als weniger bekannte Bedrohung der Apotheken verwies Groeneveld auf die Haftung für den Herstellerabschlag, z.B. bei einer Insolvenz des Herstellers. Die Apotheken würden damit für die Leistungen von Fremden haften, doch dies sei nicht zu leisten, weil die fraglichen Beträge weit über dem Festzuschlag der Apotheken liegen könnten.


Dr. Thomas Müller-Bohn


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