Grippeimpfstoff-Ausschreibungen

vfa: Kooperationsvereinbarungen statt Exklusivverträge

Berlin - 22.04.2013, 13:39 Uhr


In elf der 17 Kassen-Regionen Deutschlands haben die gesetzlichen Krankenkassen die Versorgung ihrer Mitglieder mit Grippeschutzimpfungen für die kommende Saison ausgeschrieben. In den meisten Fällen sind die Exklusivverträge mit einem Hersteller bereits abgeschlossen. Der Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa) fordert ein Umdenken bei den Krankenkassen.

Eine Auswahl zwischen mehreren Impfstoffen werden die meisten Bürgerinnen und Bürger auch im kommenden Herbst nicht haben, wenn sie sich gegen Influenza impfen lassen wollen. In der Regel wird es nur ein rabattiertes Produkt geben. Und sollte es zu Lieferengpässen beim Rabattpartner kommen, könnte es fraglich sein, ob ein Impfstoff eines anderen Herstellers zur Verfügung steht. Erfahrungen dieser Art hat man in der vergangenen Grippesaison bereits gesammelt. Doch selbst die besonders betroffenen Regionen Bayern, Schleswig-Holstein und Hamburg, denen der exklusive Vertragspartner Novartis nahezu komplett ausgefallen ist, setzen für die nächste Saison erneut auf ihr Rabattmodell.

Für Birgit Fischer, vfa-Hauptgeschäftsführerin, ist es unverständlich, dass die Kassen aus dem Schaden nichts gelernt haben: „Sie setzen weiterhin auf Exklusivausschreibungen, um so wenig wie möglich für die Grippeimpfung auszugeben, und nehmen möglicherweise Versorgungsprobleme in Kauf.“ Doch nicht nur das. Fischer hält den Kassen überdies vor, den Fortschritt bei den Grippeimpfstoffen von ihren Mitgliedern fernzuhalten, nur um Ausgaben zu vermeiden. Beispiel: Die Impfung per Nasenspray für Kinder hat bei den Ausschreibungen für Einheitsimpfstoffe kaum eine Chance. Das Gleiche gilt für Impfstoffe, die vor vier statt nur vor drei aktuellen Virenstämmen schützen können. Sie sollen voraussichtlich ab der nächsten Saison angeboten werden. Die Kassen sendeten mit ihrer Vorgehensweise ein klares Signal an die Hersteller, Impfstoffe nicht mehr weiterzuentwickeln, so Fischer.

Ein Umdenken sei daher nötig: „Statt der Exklusivverträge brauchen wir Kooperationsvereinbarungen zwischen Herstellern und Kassen, die die Impfziele in den Vordergrund stellen“, meint Fischer. Das käme die Krankenkassen am Ende auch günstiger: „Denn weniger Grippe-Kranke wären dann in Deutschland ärztlich zu versorgen“.


Kirsten Sucker-Sket


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