Niedersächsischer Apothekertag

Klare Worte vom ABDA-Präsidenten

Wolfsburg - 10.06.2013, 09:55 Uhr


Klare Antworten auf Fragen zu seinen persönlichen Einschätzungen gab ABDA-Präsident Friedemann Schmidt beim Niedersächsischen Apothekertag am Sonntag in Wolfsburg. Nach seinem Vortrag zur berufspolitischen Lage stellte er sich den Fragen der Teilnehmer und präsentierte sich überzeugend als authentischer Vertreter klarer Positionen.

Auf die Frage nach seiner Einschätzung gegenüber kleinen Apotheken verwies Schmidt auf eine Aussage, die BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer gemacht habe: „Qualität hängt nicht von der Größe ab.“ Dem könne er sich anschließen. Schmidt erklärte weiter, er habe bei einer Veranstaltung des Bundes der Pharmaziestudierenden, auf die sich die Frage wohl beziehe, klar zur Selbstständigkeit geraten, weil dies lebenswert sei. Er habe aber auch empfohlen, eine Apotheke solle einen zweiten Apotheker tragen können. Denn die junge Generation habe andere Wertvorstellungen zur Einteilung von Lebens- und Arbeitszeit. 60 Stunden Arbeit pro Woche seien da nicht gefragt. Der Landapotheker, der die Frage an Schmidt gerichtet hatte, entgegnete, mit 60 Stunden ganz gut klar zu kommen. Daraufhin beschrieb Schmidt seine eigene Erfahrung: Er habe etwa 10 Jahre allein und 15 Jahre mit einem Kollegen gearbeitet. „Ich finde, diese 15 Jahre waren besser“, erklärte Schmidt, denn sie böten Möglichkeiten zum Austausch. Zu seinen Äußerungen gegenüber dem Berufsnachwuchs erklärte Schmidt: „Junge Apotheker haben Anspruch auf eine ehrliche Antwort, und die habe ich gegeben.“

Zur Frage, wie Apotheker mit einer 60-Stunden-Woche und hoher Belastung durch Bürokratie noch Zeit und Finanzmittel für neue Aufgaben im Medikationsmanagement aufbringen könnten, erklärte Schmidt, es gäbe einen Auftrag an den Deutschen Apothekerverband zu prüfen, welche bürokratischen Leistungen im Honorar der Apotheken eingepreist sind. Nicht für die Umsetzung der Rabattverträge, aber für rein bürokratische Aufgaben wie Anträge und Dokumentationen bräuchten die Apotheken eine Gebührentabelle ähnlich wie die Ärzte. Außerdem werde das Medikationsmanagement nicht an einem Stichtag eingeführt, sondern Stück für Stück. Zum Umgang mit Rabattverträgen erklärte Schmidt, er habe keine Hoffnung auf deren Abschaffung, aber die Aufgabe sei, sie handhabbar zu machen. Schmidt riet, das Instrument der pharmazeutischen Bedenken kompetent anzuwenden. In Sachsen würden diese bei einem Prozent der Rabattvertragsverordnungen geltend gemacht, dagegen liege der Bundesdurchschnitt unter einem halben Prozent.

Eine Teilnehmerin des Niedersächsischen Apothekertages zeigte sich irritiert über frühere Äußerungen von Schmidt zu Mikronährstoffen. Schmidt bestätigte, er habe gesagt, diese seien für 95 Prozent der Menschen überflüssig, aber 5 Prozent könnten aufgrund besonderer Situationen davon profitieren. Schmidt sicherte zu, dies künftig noch deutlicher als seine persönliche Meinung zu kennzeichnen, erklärte aber auch: „Ich gebe nicht auf, meine eigene Meinung zu haben und zu äußern.“ Die Menschen hätten einen Anspruch, ihn authentisch wahrnehmen zu können. Wenn er dagegen seine persönliche Meinung wegen des Amtes ändere, werde dies als purer Lobbyismus gesehen. Schmidt erklärte: „Ich bin Apotheker und will es bleiben.“ Er bedauere, wenn seine Position in Einzelfällen zu Konflikten führe, aber das werde so bleiben. Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, begrüßte diese klaren Worte und betonte, es sei wichtig, glaubwürdig und authentisch zu sein.


Dr. Thomas Müller-Bohn


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