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Grundsatzrede von Friedemann Schmidt
Nach der Honorarrunde ist vor der Honorarrunde
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt nutzte den Niedersächsischen Apothekertag am Sonntag in Wolfsburg für eine inhaltsreiche Rück- und Vorausschau zur Berufspolitik. Schmidt erklärte die Honorarrunde 2012/2013 für abgeschlossen, zog ein differenziertes Fazit und gab die Richtung für die Zukunft vor. Insbesondere forderte er eine breitere Vergütungsbasis.
Der Schwerpunkt der jüngsten berufspolitischen Arbeit habe bei Vergütungsfragen gelegen, doch nach übereinstimmenden Einschätzungen der politischen Akteure sei die Honorarrunde 2012/2013 jetzt beendet. „Das war es für diese Runde“, folgerte Schmidt und blickte auf die Ergebnisse zurück. Das Fixhonorar wurde erstmals erhöht, und dies sei überhaupt seit mehr als 20 oder 30 Jahren die erste substanzielle Erhöhung gewesen, weil die Apotheker früher nur von höheren Preisen profitiert hätten. Zum Vorwurf, von 2006 bis 2011 Änderungen „verschlafen“ zu haben, erinnerte Schmidt an die damaligen Diskussionen zu verschiedenen Honoraraspekten. Diese hätten politische Forderungen nach einer Erhöhung des Fixums damals jeweils unmöglich gemacht. Das Ergebnis der Erhöhung des Fixums ab 2013 könne wegen der angewendeten Berechnungsmethode nicht erfreuen, weil Umsatzsteigerungen vollständig abgezogen wurden. „Wir halten dies für leistungsfeindlich“, erklärte Schmidt, denn dies führe in eine Budgetierungsdebatte.
Der Kompromiss zum Kassenabschlag sei angesichts der Ausgangslage „nicht nur akzeptabel, sondern erfolgreich“, wertete Schmidt. Wer den Kassenabschlag ganz abschaffen wolle, leide unter Realitätsverlust. Denn dies sei kein Großkundenskonto, sondern ein politisch intendiertes Instrument, um einen Abstand zwischen GKV und PKV herzustellen. Wenn es abgeschafft werde, entstehe ein anderes Instrument. Doch für Schmidt ist die Konsequenz aus dem jüngsten Kompromiss zum Kassenabschlag deutlich: Ab 2016 solle es einen gesetzlich festgelegten Abschlag geben. „Das wollen wir gemeinsam vortragen“, so Schmidt, denn Kassen und Apotheker wollten sich nicht künftig wieder vor Gericht über den Abschlag streiten müssen.
Schmidt würdigte das ANSG als gut, obwohl es kompliziert sei. Denn es schaffe erstmals eine Vergütung, die unabhängig von der Abgabe von Packungen ist. Ein Packungsfixum gebe einen falschen Anreiz. „Wir brauchen weitere Anreize für Qualität, Leistung und Sicherstellung“, forderte Schmidt. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen erklärte Schmidt für 2014 und die weitere Zukunft: „Wir sollten alles unternehmen für eine Verbreiterung der Vergütungsbasis.“ Das packungsbezogene Honorar habe strukturell fatale Folgen, denn die Apotheken müssten größer werden, um wirtschaftlich zu sein, und dies könne für die flächendeckende Versorgung nicht gut sein. „Darum brauchen wir neue Vergütungen für Leistungen,“ folgerte Schmidt. Diese seien auch besser politisch durchzusetzen, wie das breite Spektrum der Zustimmung zum ANSG zeige.
Als Fazit seines Rückblicks erklärte Schmidt: „Es ist schade um jede Apotheke, die das AMNOG nicht überstanden hat.“ Doch für die verbleibenden Apotheken beschrieb Schmidt auch positive Aspekte. 2011 und 2012 seien wirtschaftlich zwar verlorene Jahre gewesen, aber ordnungspolitisch habe es viele gute Entscheidungen gegeben. „Mit dieser Bundesregierung gab es erstmals Fortschritt bei der Stabilisierung des ordnungspolitischen Rahmens“, resümierte Schmidt die Legislaturperiode. Mit Blick auf die künftige politische Entwicklung erklärte Schmidt, die Apotheker würden dafür kämpfen, dass die Verantwortung für Arzneimittel eine apothekerliche Aufgabe bleibe. „Sie ist nicht teilbar und nicht disponibel“, so Schmidt.
Wolfsburg - 10.06.2013, 11:23 Uhr