Antibiotikatherapie

Fluorochinolon-Behandlung – Risiko für die Nieren?

13.06.2013, 11:27 Uhr


Eine amerikanisch-kanadische Untersuchung zeigte ein zweifach erhöhtes Risiko für akutes Nierenversagen bei Männern im Alter zwischen 40 und 85 Jahren, die orale Fluorochinolone, vor allem Ciprofloxacin, Levofloxacin und Moxifloxacin, eingenommen hatten.

Fluorochinolone werden wegen ihres breiten Wirkungsspektrums bei vielen verschiedenen Infektionen eingesetzt. Fallberichte über akutes Nierenversagen unter der Behandlung veranlasste eine amerikanisch-kanadische Arbeitsgruppe zu einer Kohortenstudie auf Basis einer Datenbank, die Informationen zu Krankheitsdaten von Männern zwischen 40 und 85 Jahren im Zeitraum 2001 bis 2011 enthielt.

Die Fallgruppe umfasste 1292 Patienten, die wegen eines akuten Nierenversagens ins Krankenhaus eingeliefert worden waren, bei der Kontrollgruppe (n = 12.651) waren andere Diagnosen der Grund dafür.

Eine Fluorochinolon-Einnahme zum Zeitpunkt der Klinikeinweisung erhöhte das Risiko für ein akutes Nierenversagen um das 2,18-fache. Nicht erhöht war das Risiko allerdings bei den Patienten, die die Antibiotika dieser Wirkstoffgruppe kürzlich (vor 8 bis 60 Tage) oder weiter zurückliegend (vor 61 bis 180 Tage) eingenommen hatten.

Das absolute Risiko lag bei 6,5 Ereignissen pro 10.000 Patientenjahre. Oder, anders ausgedrückt, ein zusätzlicher Fall auf 1529 Patienten, die Fluorochinolone einnahmen. Nahmen die Patienten zeitgleich Substanzen mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System wie ACE-Hemmer oder AT1-Agonisten ein, kam es zur einer mehr als Vervierfachung des Risikos für akutes Nierenversagen. Die beiden außerdem untersuchten Antibiotika Amoxicillin und Azithromycin erhöhten dieses Risiko nicht.

Die Autoren verweisen ausdrücklich darauf, dass ihre Ergebnisse nicht bedeuten, dass das Risiko nur bei Männern besteht. Doch die für die Studie verwendete Kohorte war ursprünglich gebildet worden, um gesundheitliche Risiken bei älteren Männern zu untersuchen, daher diese Einschränkung.

In der klinischen Praxis werden nach Ansicht der Autoren potenzielle Nierenprobleme bisher gewöhnlich nicht in Betracht gezogen. Doch nach den Ergebnissen der Studie empfehlen sie Ärzten, dem möglichen Risiko für akutes Nierenversagen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Ausführlich können Sie über die Studie in der aktuellen DAZ 2013, Nr. 24, S. 40 lesen!

Quelle

Bird, ST, et al. CMAJ (2013), online vorab publiziert am 3. Juni 2013, DOI: 10.1503/cmaj.121730


Dr. Claudia Bruhn


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