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Avie kontert Stackelberg
Zenk: Mehr Kosten durch Ketten
Der Geschäftsführer der Avie-Apothekenkooperation Dr. Thomas Zenk glaubt nicht, dass sich mit Apothekenketten Wirtschaftlichkeitsreserven heben lassen. Dies ginge nur, wenn Ketten mit einer geringeren Honorierung zufrieden wären. Damit kontert er dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg, der im DAZ-Interview gefordert hatte, das Fremd- und Mehrbesitzverbot zu hinterfragen.
Von Stackelberg hatte in der DAZ betont, dass der GKV-Spitzenverband Wettbewerb ernst nehme. Daher müssten alte Standesregeln daraufhin überprüft werden, ob sie noch zu rechtfertigen sind. „Das ist eine interessante Position für einen Vertreter eines Verbandes, der in bester Monopolistenmanier die Interessen aller Krankenkassen vertritt“, erwidert hierauf Zenk. Er verweist darauf, dass rund 21.000 Apotheken in Deutschland miteinander in Wettbewerb stünden. Allerdings in einem Qualitätswettbewerb. Sollte sich der GKV-Spitzenverband durch Apotheken-Handelsketten preisliche Vorteile für die Kassen erhoffen, habe er „wesentliche Prinzipien der Ökonomie nicht verstanden“.
Avie, die hundertprozentigen Tochter der Merziger Kohl Medical AG, erläutert: Apotheken sei es verwehrt, günstige Einkaufsmöglichkeiten zu verhandeln und zu möglichst hohen Preisen zu verkaufen. Gewollt sei vielmehr, dass Rabatte nicht den Apotheken zufließen, sondern direkt zwischen Kostenträgern und Herstellern verhandelt werden. Apotheken, die diese Rabattverträge dann nicht beachten, drohe eine Nullretaxierung. Auch der Verkaufspreis liege nicht in ihrem Ermessen. Wirtschaftlichkeitsreserven ließen sich somit nur heben, wenn Ketten mit einer geringeren Honorierung zufrieden wären.
„Ketten müssten vollständig anders kalkulieren“, betont Zenk. „Kann ein selbständiger Apotheker seine Apotheke sechs Tage die Woche durch Einsatz eigener Arbeitsleistung geöffnet halten, benötigen Ketten etwa 20 Prozent mehr approbiertes Personal, das zunächst einmal finanziert werden muss.“ Skaleneffekte würden so nicht realisiert – wohl aber Kosten aufgebaut.
Zenk führt als Beispiel Schweden an. Hier sei das staatliche Apothekenmonopol aufgegeben und zwei Drittel des Marktes an Investoren verkauft worden. Ein akzeptabler Kaufpreis sei hier nur zu erzielen, gewesen, indem dem Investor Verdienstchancen aufgezeigt wurden. Die Folge: Der schwedische Staat musste als Kostenträger bei festgelegten Verkaufspreisen darauf verzichten, die Einkaufspreise für patentgeschützte Arzneimittel zu verhandeln. „Das obliegt den neuen Kettenbetreibern und die erzielten Rabatte fließen in deren Taschen“, so Avie.
Berlin - 09.08.2013, 15:24 Uhr