Eppendorfer Dialog

Infektionsschutz als politische Herausforderung

Hamburg - 30.08.2013, 17:08 Uhr


Die Vorträge und Diskussionen beim Eppendorfer Dialog zur Gesundheitspolitik am 28. August vermittelten den Eindruck, dass Deutschland unzureichend auf Pandemien vorbereitet ist. Der Infektionsschutz war das Thema der 14. Auflage der bewährten gesundheitspolitischen Veranstaltung, zu der Gastgeber Prof. Dr. Matthias Augustin vier Referenten an die Uniklinik Hamburg-Eppendorf eingeladen hatte.

Wie anfällig die Gesellschaft für plötzlich auftretende neue Krankheitserreger ist, hätten beispielsweise SARS, EHEC/HUS und H5N1 gezeigt. Für die Teilnehmer des Eppendorfer Dialogs sind Strategie und Aufklärung entscheidend als Vorbereitung für die Zukunft. In diesem Zusammenhang begrüßte Prof. Dr. Uwe Frank, Mikrobiologe und Leiter der Krankenhaushygiene an der Uniklinik Heidelberg, die vom Robert-Koch-Institut (RKI) initiierte Erfassung der Antibiotikaverbräuche in den Kliniken. Denn „jede Erreger-Resistenz ist direkt assoziiert mit einer Antibiotikagabe“, so Frank. Kliniken müssten die eigenen Resistenzen kennen und Patienten aktiv screenen, um Resistenzen systematisch anzugehen. Dazu müssten spezialisierte Infektiologen flächendeckend eingesetzt werden.

Die MRSA-Häufigkeit gehe in Deutschland leicht zurück, aber nicht die Häufigkeit anderer Problemkeime. Insgesamt reiche das Bewusstsein für effektiven Infektionsschutz weder in der Bevölkerung noch in den Fachkreisen. Dazu verwies Prof. Dr. Reinhard Burger, Präsident des RKI insbesondere auf die Probleme bei der Ausrottung der Masern in Deutschland. Diese Probleme seien nur ein Beispiel dafür, wie das System in Deutschland aufgestellt sei. Nach Einschätzung von Burger sei die personelle und finanzielle Ausstattung der Gesundheitsämter dramatisch gesenkt worden und die nötige Zusammenarbeit der zuständigen Stellen sei defizitär.

Der Infektionsepidemiologe Prof. Dr. Hermann Feldmeier verwies ebenfalls auf mangelnde Zusammenarbeit und zudem auf fehlverstandene Kommunikation als wichtige Hindernisse für die Eindämmung von Infektionen. Er illustrierte dies mit den Erfahrungen bei der Bekämpfung des Kopflausbefalls. Vorurteile, Scham und schlechte Zusammenarbeit zwischen Institutionen und Eltern würden sogar die einfache Bekämpfung dieser bereits ausgerottet geglaubten Infektion behindern.

Andererseits können nach den Erfahrungen von Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, gut strukturierte, wissenschaftlich begründete, koordinierte und ständig evaluierte Aufklärungskonzepte viel bewirken. Dies zeige das Beispiel der HIV-Kampagne, aber in anderen wichtigen Bereichen des Infektionsschutzes würden solche Konzepte fehlen.


Dr. Thomas Müller-Bohn


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