Deutsches Gesundheitssystem

IMS: Einsparpotenzial in Milliardenhöhe

Berlin - 09.10.2013, 14:23 Uhr


Abseits von Zwangsrabatt und Rabattverträgen ließe sich im deutschen Gesundheitssystem viel Geld sparen, etwa wenn Medikamente richtig eingenommen würden. Rund 19 Milliarden Euro hätten 2011 laut IMS Health weniger ausgegeben werden können, also 6,7 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben.

Das Marktforschungsinstitut errechnet Einsparpotenziale insbesondere bei der Therapietreue der Patienten – vermeidbar wären hier 12,9 Milliarden Euro. Auch Fehlmedikationen führen zu vermeidbaren Kosten in Höhe von 1,8 Milliarden Euro ebenso ein verzögerter Therapiebeginn (1,6 Mrd. Euro), übermäßiger/missbräuchlicher Antibiotikaeinsatz (1,6 Mrd. Euro), Missmanagement von Polymedikation (1 Mrd. Euro) und ein suboptimaler Generikaeinsatz (0,3 Mrd. Euro).

Diese Zahlen zeigten das „sehr große Einsparpotenzial, das unser Gesundheitssystem auf anderem Wege nur mit einer Fülle von Spargesetzen erreichen könnte, die letztlich nicht im Sinne einer guten Gesundheitsversorgung sein können“, sagte Frank Wartenberg, Präsident Zentraleuropa des Marktforschungsinstituts IMS Health, dem „Handelsblatt“. Um Patienten künftig besser einzubinden, seien entsprechende IT-Systeme vonnöten, mit denen sich der Behandlungsprozess überwachen und steuern lasse.

Uwe Deh, geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes, kann die Zahlen nicht nachvollziehen. Sie seien auf der Basis von US-Daten errechnet, erklärte er dem „Handelsblatt“. Der AOK-Vorstand verweist stattdessen auf den Arzneiverordnung-Report – er habe Deutschland im Blick, so Deh. Der Report bezifferte das Potenzial 2011 auf 3,1 Milliarden Euro, im vergangenen Jahr auf knapp 4,6 Milliarden Euro. Doch auch dieser Report ist hierzulande nicht unumstritten, Jahr für Jahr kritisiert die Pharmaindustrie seine „zweifelhaften und intransparenten Methoden“.


Juliane Ziegler