IQWiG-Bericht zu Antidepressiva

Erste Kosten-Nutzen-Bewertung abgeschlossen

Berlin - 30.10.2013, 14:13 Uhr


Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat seine erste Kosten-Nutzen-Bewertung (KNB) abgeschlossen. Auch wenn das Instrument für die Praxis mittlerweile überholt ist, freut sich das IQWiG über den „erfolgreichen Probelauf“. Zumindest einmal sollte die eigens entwickelte Methodik angewendet werden.

Im Dezember 2009 hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das IQWiG beauftragt, die Kosten-Nutzen-Relation von Venlafaxin, Duloxetin, Bupropion und Mirtazapin im Vergleich zu weiteren verfügbaren Wirkstoffen und zu Placebo zu ermitteln. Dies geschah nun mithilfe der „Methode der Effizienzgrenze“. Mit dieser lässt sich ein Preis oder Preiskorridor ausmachen, innerhalb dessen das Medikament für das IQWiG als „effizient“ gelten kann.

Wie wir es von anderen Nutzenbewertungen kennen, fehlten dem IQWiG auch bei der KNB für einige Wirkstoffe Daten. Daher sei es nicht möglich gewesen, für alle Wirkstoffe und alle patientenrelevanten Endpunkte (z.B. Lebensqualität) die Ergebnisse in einer Effizienzgrenze darzustellen und um den Zusatznutzen bereinigte Preise abzuleiten. Dennoch kommt das Instiut zu dem Ergebnis, dass bei allen vier bewerteten Medikamenten der aktuelle Erstattungsbetrag über den aus den jeweiligen Effizienzgrenzen abgeleiteten „angemessenen“ Preisen liegt. Allerdings wurden Mirtazapin und Venlafaxin inzwischen in eine Festbetragsgruppe eingeordnet, wodurch der aktuelle Preis näher an die Effizienzgrenze herangerückt sein dürfte.

Letztlich, so räumt auch das IQWiG ein, sind die Ergebnisse dieser KNB nicht entscheidungsrelevant. Denn die Rechtslage hat sich in den vergangenen Jahren geändert: Ursprünglich sollten die Ergebnisse der KNB Grundlage für die Entscheidung des GKV-Spitzenverbandes sein, einen „Höchstbetrag“ für Arzneimittel festzulegen. Mittlerweile gibt es bekanntlich die frühe Nutzenbewertung und zwischen Hersteller und GKV-Spitzenverband ausgehandelte Erstattungsbeträge.

Dennoch war es dem Institut wichtig, den Bericht abzuschließen. Auch wenn es wohl die erste und zugleich letzte KNB gewesen sein dürfte. „Wir wollten testen, ob die von uns favorisierte Methode der Effizienzgrenze tauglich ist und zu belastbaren Ergebnissen führt", so Windeler. „Und dieser Test war erfolgreich“. Herstellern und Kassen zeige der Bericht, was sie von einer KNB erwarten könnten und was nicht. Die Selbstverwaltung bekomme fundierte Informationen über den angemessenen Betrag, zu dem die gesetzlichen Krankenkassen ein Medikament erstatten könnten. Nun sei es Aufgabe der Politik zu diskutieren und festzulegen, welchen Stellenwert solche Bewertungen im Gesundheitssystem künftig haben sollen. „Hier wird auch der neue Gesundheitsminister – oder die Ministerin – gefordert sein“, so Windeler.


Kirsten Sucker-Sket