IMS Health-Studie

Nutzen von Compliance-Apps ungewiss

Berlin - 31.10.2013, 15:33 Uhr


Mobile Gesundheitsapps zur Compliance gibt es bislang nur relativ wenige. Das zeigt eine aktuelle Studie, für die IMS Health über 43.000 Gesundheitsapps unter die Lupe genommen hat. Sollte der Nutzen solcher Compliance-Apps und ihr Einsparpotenzial für das Gesundheitssystem jedoch wissenschaftlich nachgewiesen werden können, dürfte der Markt in diesem Bereich deutlich anwachsen.

„Die Entwicklung und Nutzung von mobilen Gesundheitsapps für Verbraucher nimmt rasant zu“, erklärt der geschäftsführende Direktor des Instituts, Murray Aitken. Das Angebot werde immer unübersichtlicher. Er vermutet, dass sich die aktuelle Zahl mit jedem Jahr verdoppeln wird. Bislang verfügt die große Mehrheit der Gesundheits-Apps über recht einfache Funktionen, nur wenige stellen mehr als grundlegende Informationen bereit. Aus Sicht Aitkens eine große Chance für die Entwicklung und Implementierung neuer Apps, auch um diese relativ neue Technologie als festen Bestandteil für Gesundheitsdienstleistungen und deren Verwaltung zu integrieren.

Grundsätzlich decken Gesundheitsapps das gesamte Spektrum ab. 16.275 stuften die Studienautoren als unmittelbar für Verbraucher gedacht ein: davon 8.786 im Bereich Prävention und gesunder Lebensstil (Ernährung, Gewicht, Fitness, Rauchen, Stress, Entspannung, Schlaf), 304 für die Eigendiagnose, 931 zum Finden des passenden Arztes bzw. einer geeigneten Gesundheitseinrichtung (Bewertungen etc.), 562 zur Aufklärung (medizinische Informationen etc.), 200 für alles, was mit dem Einlösen eines Rezeptes zu tun hat (Apothekensuche, Verfügbarkeit, Preisvergleich) und 225 für den Bereich der Compliance (Erinnerungsfunktion zur geregelten Arzneimitteleinnahme, Einnahmetagebuch und weitere). Etwa 50 Prozent dieser Apps gibt es umsonst, die übrigen kosten zwischen 0,99 und über 100 US-Dollar.

Mehrere Apotheken-Apps ermöglichen inzwischen einen Preisvergleich für Arzneimittel. US-Ketten wie Walgreens bieten darüber hinaus Apps, über die durch Einscannen des Arzneimittel-Barcodes eine Nachbestellung für das verordnete Präparat ausgelöst wird. Die App des US-Gesundheitskonzerns CVS/Caremark ermöglicht Verbrauchern, Rezepte zu verwalten, in der Apotheke neu anzufordern und auf ihre Arzneimitteldokumentation zuzugreifen. Wenn Anwendungen dieser Art zu einer verbesserten Medikamenteneinnahme führen können und die Kundenbindung erhöhen, dürften sie künftig deutlich häufiger verwendet werden, vermuten die Studienautoren.

Veröffentlichte Studien, die den Nutzen von Compliance-Apps nachweisen, gibt es bislang zwar nicht. Ergebnisse stammten allein von den App-Entwicklern selbst, so IMS Health.  So behaupte MediSafe Project, die App Pillbox habe bei Typ-2-Diabetikern zu Compliance-Raten von über 80 Prozent geführt, die Compliance also um mehr als 26 Prozent erhöht. Dabei seien aber weder die Compliance-Raten vor Verwendung der App, noch die Eigenschaften dieser speziellen Patientengruppe zum Vergleich angegeben gewesen, kritisieren die Studienautoren. Ob derartige Apps den Patienten wirklich nutzen und ob sie helfen können, die dem Gesundheitssystem durch Non-Compliance entstehenden Kosten in Milliardenhöhe zu reduzieren, ist somit noch offen.

Im Übrigen erreichen die Gesundheitsapps der Studie zufolge bislang eher die Altersgruppen, die weniger zu diesen enormen Kosten beitragen: Bei den 18- bis 29-Jährigen haben sich bereits 65 Prozent eine Gesundheitsapp heruntergeladen, bei den 34- bis 49-Jährigen 53 Prozent, bei den 50- bis 64-Jährigen sind es schon deutlich weniger (25 %) und bei den Über-65-Jährigen nur 8 Prozent.

Lesen Sie zum Thema auch:

Emnid-Studie: Großes Interesse an Gesundheits-Apps

Multimedia: Dr. App statt Arztbesuch?

Elektronische Neuheit auf dem Markt: Blutdruckmessen mit dem iPhone


Juliane Ziegler