1. Dezember

Gute und schlechte News zum Welt-AIDS-Tag

01.12.2013, 07:00 Uhr


33 Prozent weniger HIV-Neuinfektionen seit 2001, 29 Prozent weniger AIDS-Tote seit 2005. Die Zahlen von UNAIDS zeigen, dass im Kampf gegen HIV und AIDS durchaus Erfolge zu verzeichnen sind. Aber nicht alle Entwicklungen geben Anlass zur Freude.

Dass sich das HI-Virus in den letzten Jahren langsamer verbreitet hat, liegt vor allem an zwei Dingen: Zum einen wird immer mehr Geld in die weltweite Bekämpfung von HIV und AIDS investiert. So wurden im Jahre 2003 3,8 Mrd. Dollar investiert, 2012 waren bereits 18,9 Mrd. und bis 2015 wollen die Vereinten Nationen das Budget auf bis zu 24 Mrd. Dollar erhöhen. Zum anderen sind die Kosten für die antiretrovirale Therapie in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen deutlich gesunken: So beliefen sich Mitte der 1990er Jahre die Jahres-Therapiekosten noch auf etwa 10.000 Dollar pro Patient, heute sind es noch rund 140 Dollar pro Jahr. Dadurch hat sich die Zahl der Menschen, die Zugang zu antiretroviraler Therapie haben, über die Jahre 2002 bis 2012 vervierzigfacht. Aber es gibt auch Rückschläge zu verzeichnen. Besonders alarmierend: Es infizieren sich immer mehr junge Menschen mit HIV. So sind zwei von fünf Neuinfizierten zwischen 15 und 24 Jahren alt, das bedeutet rund 2100 Neuinfektionen in dieser Altersgruppe am Tag. Auch die Zahl jugendlicher AIDS-Toter ist angestiegen. Grund hierfür ist in den Augen der WHO, dass Jugendliche viel seltener getestet werden als Erwachsene und daher ihren HIV-Status nicht kennen. In vielen Ländern ist zum Test auch die Einwilligung der Eltern notwendig. Und auch die Tatsache, dass eine HIV-Infektion in vielen Ländern der Welt heutzutage kein Todesurteil mehr ist, hat Schattenseiten: Die Sorglosigkeit nimmt zu. So nehmen gegen den allgemeinen weltweiten Trend die HIV-Infektionen unter homosexuellen Männern weiterhin zu. Und auch andere sexuell übertragbare Krankheiten sind auf dem Vormarsch.

Zu den bestehenden Problemen könnte zudem ein neues kommen: rekombinante HIV-Stämme, die möglicherweise deutlich aggressiver sind als die Stämme, aus denen sie entstanden sind. So identifizierten schwedische Wissenschaftler einen rekombinanten Stamm in West Afrika, der mit der schnellsten bisher beschriebenen Krankheitsprogression einhergeht, nämlich im Schnitt fünf Jahre von der HIV-Infektion bis zur AIDS-Erkrankung. Diese Rekombinanten entstehen durch eine Mischinfektion mit zwei verschiedenen Stämmen. Derzeit sind etwa 60 Stämme von HIV-1 bekannt, von denen jeweils einer oder zwei in bestimmten Regionen vorherrschen. Aber in Gegenden mit hohen Einwanderungsraten wie den USA oder Europa kommt es zu einer Durchmischung der HIV-Varianten. Er ergibt dadurch eine ganz andere Situation als zu Beginn der Epidemie, als wenige nicht-rekombinante Stämme dominierten. Die Wissenschaftler halten es für sehr wahrscheinlich, dass verschiedene Rekombinanten zirkulieren, von denen man nichts oder nur wenig weiß.

Es bleibt also weiterhin viel zu tun. Einmal im Kampf gegen HIV selbst, aber auch im Kampf gegen Diskriminierung und Stigmatisierung derer, die mit einer HIV-Infektion und AIDS leben.

Quelle:

UNAIDS 2013: AIDS by the numbers

Palm AA, et al. Journal of Infectious Diseases, 2013; http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23935204


Julia Borsch