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Schlaf und Ernährung
Ein voller Bauch studiert nicht gern
In den vergangenen Jahren hat sich sowohl in der Grundlagenforschung als auch in epidemiologischen Studien gezeigt, dass Schlaf und Ernährung neurophysiologisch über gemeinsame Botenstoffe und Regelkreise eng miteinander verknüpft ist.
„Plenus venter non studet libenter“ – satt macht müde, während es umgekehrt schwierig ist, hungrig einzuschlafen. Die Ursachen sind evolutionär bedingt: In der Urzeit des Homo sapiens war die Nahrungsbeschaffung ein Hunger-motivierter Vorgang, der Wachheit und körperliche Leistungsfähigkeit und von der Umgebung Tageslicht erforderte; die Erholungsphase dagegen fand am besten bei Sättigung und Dunkelheit statt. Diese urzeitliche Verknüpfung von Sättigung/Schlaf einerseits und Hunger/Vigilanz andererseits findet sich bis heute im menschlichen Gehirn wieder.
In der modernen Welt werden substanzinduzierte Schlafstörungen ein Thema. Dabei geht es unter ernährungsmedizinischem Aspekt vor allem um Coffein und Alkohol. Dass Coffein wach hält, ist hinlänglich bekannt und gut belegt. Daher sollten insbesondere Menschen mit Schlafstörungen Coffein-haltige Getränke bereits nach dem Mittagessen meiden. Bei einigen Demenzpatienten kann es durch Coffein dagegen zu paradoxen, das heißt schlafanstoßenden Effekten kommen. Dieses Phänomen kann in Form Coffein-haltiger Getränke vor dem Einschlafen als Therapieversuch genutzt werden. Alkohol gehört zwar zu den ältesten und gebräuchlichsten „Schlafmitteln“ der Selbstmedikation, ist aber häufig Auslöser einer Substanz-induzierten Insomnie. Ähnlich wie Benzodiazepine greift Ethanol in den GABA-Stoffwechsel des Gehirns ein, was die verkürzte Einschlafzeit und die erhöhte Weckschwelle erklärt. Im Laufe der Nacht kommt es jedoch zu Alkohol-induzierten Schlafstörungen: Tiefschlafphasen und REM-Schlaf werden reduziert, Schlaffragmentierung und Wachanteil steigen – der Schlaf ist nur wenig erholsam. Die Folge kann eine latente Tagesschläfrigkeit sein. Chronischer Alkoholabusus führt sogar zu massiven Schlafstörungen, ebenso wie die plötzliche Abstinenz nach längerem Alkoholkonsum. Wegen der Gefahr der Gewohnheitsbildung mit zunehmender Verschlechterung der Schlafqualität sollte Alkohol daher nicht als Einschlafhilfe eingesetzt werden.
Lesen Sie ausführlicher:
Plenus venter non studet libenter: Ernährungsmedizinische Aspekte von Schlaf und Schlafstörungen, DAZ 2014; Nr. 6, S. 50-55.
Stuttgart - 06.02.2014, 10:32 Uhr