Apotheken in Österreich und der Schweiz

Blick über die Grenze

Davos - 07.02.2014, 14:02 Uhr


Auch in Österreich und in der Schweiz diskutieren die Apotheker die Zukunft ihres Berufs. Dabei könnten die Ausgangssituationen für eine Weiterentwicklung der Apotheken bei Deutschlands Nachbarn kaum unterschiedlicher sein, wie eine Podiumsdiskussion am gestrigen Abend zeigte.

Die heutigen Systeme könnten kaum unterschiedlicher sein: Während Österreich ein sehr stark reguliertes Gesundheitssystem mit Bedarfssteuerung, also ohne Niederlassungsfreiheit für Apotheker, hat, ist das Schweizer Apothekenwesen weitgehend dereguliert. „Die Schweiz hat alles, was von Übel ist für die traditionelle Apotheke – Fremdbesitz, Apothekenketten, Selbstdispensation der Ärzte, Versandhandel“, sagte Jordan.

Einig waren sich die drei Präsidenten aber darin, dass die Apotheken neue Angebote und Dienstleistungen einführen müssen – und dass diese gesondert honoriert werden müssen. In der Schweiz wurde bereits 2001 neben der produktbezogenen Marge auch eine leistungsbezogene Abgeltung eingeführt. Nach Jordans Meinung müsse man in Zukunft zwischen einer Grundversorgung, die jede Apotheke anbietet, und zusätzlichen Dienstleistungen unterscheiden. Diese neuen Angebote könnten nicht mehr alle von jeder Apotheke erbracht werden. Es sei utopisch zu glauben, in zehn oder zwanzig Jahren könne noch jeder Apotheker die Kompetenz für jede Dienstleistung haben. PharmaSuisse möchte durchsetzen, dass in den Schweizer Apotheken geimpft werden darf und dass die Apotheker für einige Indikationen bei komplikationslosem Verlauf die Gesamtverantwortung für die Arzneimitteltherapie übernehmen.

In Österreich müsse ein Kulturwandel stattfinden, sagte der Präsident der Österreichischen Apothekerkammer, Max Wellan, damit die Apotheker ihr bisher ausschließlich auf der Handelsspanne beruhendes Vergütungssystem so weiterentwickeln können, dass sie für Dienstleistungen honoriert werden. Als ersten Schritt werde bis 2016, wenn die „Elektronische Gesundheitsakte“ kommt, ein Medikationsmanagement eingeführt. Dieses könne jeder Apotheker anbieten, der vorher an einer Fortbildung teilgenommen habe.

Auch in der Schweiz habe es einige Zeit gebraucht, bis die Apotheker die leistungsorientierte Honorierung akzeptiert hätten, sagte Jordan. Es sei ein Paradigmenwechsel gewesen, plötzlich Leistungen extra zu berechnen, die vorher quasi in der Spanne der Arzneimittel enthalten waren. Immer weiter sinkende Margen auf den Arzneimitteln – welche ein europaweites Problem seien – hätten die Schweizer Apotheker aber dazu gezwungen.


Dr. Benjamin Wessinger


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