Großbritannien

Sorge um Arzneimittelversorgung älterer Menschen

Remagen - 21.02.2014, 17:07 Uhr


In Großbritannien ist in den Medien ein Sturm der Entrüstung wegen einer möglichen Verschlechterung der Arzneimittelversorgung älterer Menschen ausgebrochen. Ausgelöst wurde er durch eine Empfehlung des Gesundheitsministeriums an das National Institute for Health and Care Excellence (NICE).

Aus Sicht der breiten Öffentlichkeit könnten hierdurch benachteiligte Gruppen, einschließlich älterer Menschen, stigmatisiert werden, weil sie nicht so viel zur Gesellschaft beitragen. Dies gilt vor allem dann, wenn der gesellschaftliche Beitrag nur daran gemessen wird, wie viel der Einzelne wirtschaftlich auf die Beine stellt. Arzneimittel gegen Krankheiten, die speziell in diesem Gruppen auftreten, könnten dann in der Bewertung durch das NICE schlechter wegkommen, so die Befürchtung.

Derzeit nutzt das NICE hierzu die Berechnung der „qualitätsadjustierten  Lebensjahre“ (QALYs), die ein Medikament dem Patienten einbringt. QALYs berücksichtigen zum einen, wie lange ein Arzneimittel das Leben verlängert und zum anderen, wie es um die Qualität dieser Lebensverlängerung bestellt ist. Ein QALY entspricht einem weiteren Jahr bei vollkommener Gesundheit, zwei Jahren bei 50 Prozent vollkommener Gesundheit, oder vier Jahren bei 25 Prozent vollkommener Gesundheit.  Die Wirtschaftlichkeit wird dann dadurch ermittelt, wie viel ein Arzneimittel pro QALY kostet.

Das NICE verwendet diese auch international gebräuchliche Kennzahl für die Kosten-Nutzen-Analyse, weil damit verschiedene Arzneimittel nachvollziehbar und transparent direkt miteinander verglichen werden können. Neben den relativen Kosten kommen aber auch noch weitere Kriterien wie ethische Grundsätze und die Versorgungsgerechtigkeit zum Tragen.

Das britische Gesundheitsministerium bezeichnet die derzeitige Medienberichterstattung als „unverantwortliche Panikmache“, und auch das NICE verwehrt sich mit Nachdruck gegen die öffentlichen Mutmaßungen:  „Wir haben nicht die Absicht, unsere Methoden in einer Weise zu ändern, dass sie ältere Menschen benachteiligen.“ heißt es in einer Verlautbarung. „Es geht nicht darum, wie alt oder wie jung man ist, wenn man eine Krankheit bekommt, es geht darum, wie weit ein Patient von der Therapie profitiert. Das ist wichtig.“


Dr. Helga Blasius