Glaeske auf „Zeit online“

„Medikamentenverkauf können auch andere übernehmen“

Bremen - 27.02.2014, 09:59 Uhr


Gesundheitsökonom Gerd Glaeske wendet sich in einem Interview auf „Zeit online“ gegen das heutige System der Apothekerhonorierung. Er kritisiert, dass es kein eigenständiges Beratungshonorar gibt. Er schlägt ein Pay-for-performance-System (P4P-System) wie in Australien oder in den USA vor. „Denn“, so Glaeske, „den reinen Medikamentenverkauf können auch andere übernehmen.“

Auf verschreibungspflichtige Arzneimittel, auch wenn sie von Versandapotheken aus dem Ausland kommen, dürfen keine Rabatte gewährt werden. Der Bremer Gesundheitsökonom Gerd Glaeske geht im Interview mit „Zeit online“ davon aus, dass sich konservative Apotheker durch dieses Urteil des Bundesgerichtshofs bestätigt fühlen, so weiterzumachen wie bisher. Denn das aktuelle Honorarsystem belohne nur die ordnungsgemäße Abgabe eines Arzneimittels, ein eigenständiges Beratungshonorar gebe es nicht. Wenn der Apotheker von einem Arzneimittel abrate, verdiene er nichts. „Um doch etwas Geld zu bekommen, versucht er dann, dem Kunden Medikamente zu verkaufen, selbst dann, wenn sie nicht unbedingt einen Nutzen versprechen“, meint Glaeske.

Dass der Gesundheitsökonom nichts gegen Versand- und Kettenapotheken hat, macht er auch in diesem Interview deutlich: „Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass die Struktur einer Apotheke die Qualität der Versorgung beeinflusst“.

Auch die Beratungsqualität spiele in deutschen Apotheken keine Rolle. Nach Auffassung Glaeskes wäre allerdings ein Pay-for-performance-System wie in den USA oder in Australien besser: „Denn den reinen Medikamentenverkauf können auch andere übernehmen. Wichtiger wäre eine bessere Beratung.“ Jedes Jahr müssten in Deutschland 300.000 Menschen wegen Wechselwirkungen ins Krankenhaus. Glaeske schlägt vor, dass der Apotheker die komplette Medikation qualifiziert überprüft. Manche Apotheker sehen dies wie er, aber, so der Bremer Gesundheitsökonom: „Den meisten Apothekern geht es noch zu gut in diesem System. Deswegen wollen sie nichts ändern.“

Das vollständige Interview können Sie nachlesen auf „Zeit online“.


Peter Ditzel


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