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Belgien
Verbraucherschützer rollen Pharmamarkt auf
Die belgische Verbraucherschutzorganisation „Test-Achats“ („Test-Käufe“) hat in den letzten Tagen in den Medien und in der Pharmabranche für einigen Wirbel gesorgt. Sie hatte den einheimischen Arzneimittelmarkt auf Basis der wissenschaftlichen Datenlage unter die Lupe genommen, genauer gesagt 4000 der insgesamt 7000 Präparate auf dem Markt.
Das Ergebnis: Von den bewerteten Medikamenten haben laut Meinung der Experten von Test-Achats 57 Prozent ihren Nutzen deutlich gezeigt. 27 Prozent wird nur ein begrenzter Nutzen zugeschrieben. Sie sollten deshalb einer kleinen Gruppe von Menschen vorbehalten sein beziehungsweise als Präparate zweiter oder dritter Wahl, wenn andere Therapeutika nicht anschlagen, meint Test-Achats.
Für 15 Prozent der bewerteten Produkte wirft das Experten-Team ernsthafte Fragen auf. Bei 460 (12 %) bestünden Zweifel an der Wirksamkeit und/oder der Sicherheit, und von der Verwendung weiterer 113 (ca. 3 %) wird sogar strikt abgeraten. Diese Medikamente haben mehr Nachteile als Vorteile, so heißt es, und sie sollten vom Markt verschwinden. Keinen Raum in der Therapie mehr sieht die Task Force zum Beispiel für Protelos (Strontiumranelat) in der Behandlung von Osteoporose, für Valdoxan (Agomelatin) gegen Depressionen, Perdolan compositum (Kombination aus ASS, Paracetamol und Coffein) gegen Schmerzen und Sinutab (Kombination aus Paracetamol und Pseudoephedrin) für Sinusitis und Erkältung.
Auch gegen die Selbstmedikation wird insgesamt negative Stimmung gemacht. Immerhin wird den Patienten davon abgeraten, nun diejenigen Präparate, die Test-Achats nicht empfiehlt, einfach nicht mehr einzunehmen. Sie sollten sich vielmehr von ihrem Arzt oder Apotheker hierzu beraten lassen.
Die belgische Arzneimittelagentur afmps und der belgische Pharmaverband pharma.be wollten die Ergebnisse von Test-Achats erwartungsgemäß nicht unwidersprochen stehen lassen. Beide verweisen in ausführlichen Pressemitteilungen darauf, dass die auf dem Markt befindlichen Arzneimittel ihre Wirksamkeit und Sicherheit durch das Zulassungsverfahren nachgewiesen haben und dass ihr Einsatz durch das Pharmakovigilanzsystem fortlaufend überwacht wird.
Remagen - 28.02.2014, 17:14 Uhr