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Erste Muttermilch-Börse
Bayerische Ministerin schlägt Alarm
Ende Januar ist die erste Muttermilch-Börse Deutschlands online gegangen. Die Internetplattform bietet Müttern die Möglichkeit, Muttermilch sowohl lokal als auch bundesweit zu kaufen und zu verkaufen oder zu verschenken. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sieht dies mit Sorge und warnt vor einem Bezug der Milch.
Gründerin der Muttermilch-Börse ist die zweifache Mutter Tanja Müller. Ihre Idee sei aus der eigenen Not heraus entstanden: „Beim ersten Kind hatte ich zu wenig, beim zweiten zu viel Milch – und nirgends fand ich eine Möglichkeit zum Austausch“. Als sie merkte, dass es vielen Frauen so geht, suchte sie nach einem Weg, um Mütter mit zu viel Milch und Babys ohne Milch zusammenzubringen. Auf ihrer Webseite betont sie, dass sie weder Wissenschaftlerin, Ärztin noch Hebamme sei. Sie habe aber über ein Jahr intensiv recherchiert, gelesen und nachgefragt.
Nun findet sich auf der Webseite bereits eine ganze Reihe von Anbieterinnen von Muttermilch. Meist werden 100 ml für vier bis sechs Euro angeboten, es gibt aber auch Mütter, die Milch verschenken, und solche, die acht Euro verlangen. Wer nach Muttermilch sucht, kann die Inserate nach Alter des Kindes sowie nach Postleitzahl filtern. Es ist auch möglich, besondere Angaben zur Gesundheit und Ernährung der Mutter zu vermerken. Auf der Internetseite finden sich überdies Tipps und Erklärungen zu Hygiene und zum Versand der besonderen Ware. Käuferinnen, die Zweifel an der Qualität haben, können die Milch vom Institut für Milchuntersuchung (IfM) prüfen lassen.
Bayerns Gesundheitsministerin Huml (CSU) kann der Idee gar nichts abgewinnen: „Ich warne davor, dort Milch zu beziehen. Denn Säuglinge könnten erheblichen gesundheitlichen Schaden erleiden. Für die eigenen Kinder ist Muttermilch zwar sehr wertvoll. Als Fremdspende wird sie in der modernen Medizin aber nur aus wichtigen medizinischen Gründen und mit höchster Vorsicht eingesetzt." Die Ärztin verweist darauf, dass abgepumpte Muttermilch einen idealen Nährboden für Mikroorganismen darstelle. Eine ausreichende Hygiene sei daher dringend notwendig.
Und an genau dieser zweifelt auch der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Dr. Andreas Zapf. Der Vertrieb werde nach Kenntnis des LGL ohne ausreichende Sicherheitsstandards durchgeführt. Die freiwilligen Angaben der Spendermütter in der Börse über Krankheiten sowie Lebens- und Essgewohnheiten seien nicht überprüfbar. Dies berge „enorme Risiken“ für das Empfängerkind. Zapf fürchtet das Schlimmste: Durch die Spendermilch könnten Infektionen wie HIV oder Hepatitis übertragen werden. Zudem könnten Fremdstoffe wie Nicotin, Coffein, Drogen, Alkohol oder Medikamente die Babys schädigen. Nicht zuletzt sieht Zapf eine Missbrauchsgefahr, weil die anbietenden Frauen Geld für ihre Milch bekommen.
Berlin - 10.03.2014, 10:50 Uhr