DGHO-Frühjahrstagung 2014

Überprüfung der Krebsfrüherkennung notwendig

Berlin - 14.03.2014, 13:31 Uhr


Eine kritische und differenzierte Überprüfung der Krebsfrüherkennung in Deutschland fordert die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. (DGHO). Anlässlich ihrer Frühjahrstagung sagte Prof. Mathias Freund, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO: „Die notwendigen Untersuchungen vermitteln den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zwar Sicherheit, können aber auch durchaus eine Belastung darstellen und möglicherweise zu Überdiagnostik oder sogar Übertherapie führen.“

Bestimmte Verfahren der Krebsfrüherkennung könnten helfen, die Sterblichkeitsraten bei Krebs zu verringern. Der Umgang mit Krebs müsse sich auch bei Früherkennung am aktuellen Stand des medizinischen Wissens orientieren. Die Qualität der Krebsfrüherkennung sei sehr unterschiedlich. Daher hat die DGHO einen Katalog von Forderungen zur Verbesserung der Qualität der bisherigen Krebsfrüherkennungsprogramme und zur Integration neuer Methoden aufgestellt.

Dazu gehörten beispielsweise: Transparente Nutzenbewertung der jetzt von den Krankenkassen finanzierten Programme in Bezug auf die Senkung der Sterblichkeit, die Vermeidung von Belastungen durch eine fortgeschrittene Krebskrankheit und die Kosten. Ein transparentes System der Qualitätssicherung wie bei der Mammographie auch für andere Programme z. B. für Hautkrebs und Gebärmutterhalskrebs. Regeln für den Einsatz von Früherkennungsmaßnahmen außerhalb der bisherigen Früherkennungsprogramme, sogenanntes „graues Screening“, zum Beispiel beim sehr verbreiteten PSA-Test.

Für die Früherkennung bei Lungenkrebs machte Dr. Wilfried Eberhardt, Geschäftsführer am Westdeutschen Lungenkrebszentrum in Essen, deutlich, dass sich aktuell eine neue Perspektive abzeichnet: „Nach Jahrzehnten der Stagnation in der Früherkennung konnte im Jahr 2011 und in den fortgeschrittenen Analysen im großen National Lung Screening Trial in den USA zum ersten Mal eine relevante Reduktion der lungenkrebsbedingten Mortalität um circa 20 Prozent und der Gesamtmortalität um sechs Prozent durch die alleinige Einführung von drei Früherkennungsuntersuchungen mit einer Niedrig-Dosis-Computertomographie nachgewiesen werden.“ Vor dem Hintergrund, dass Lungenkrebs derzeit die häufigste Todesursache unter den verschiedenen Krebsformen darstellt, forderte Eberhardt für Risikogruppen mit langjährigem Raucherstatus ein breites, prospektives und klar strukturiertes Früherkennungsprogramm für Deutschland.


Lothar Klein