Krebsfrüherkennung

Patienten sollen mehr mitentscheiden

Remagen - 18.03.2014, 08:04 Uhr


Krebsfrüherkennung ist immer noch ein kontrovers diskutiertes Feld. In Deutschland wurde diesbezüglich entsprechend den Empfehlungen der Europäischen Union und der Weltgesundheitsorganisation jüngst eine Neuorientierung eingeleitet. Sie basiert auf dem am 9. April 2013 in Kraft getretenen Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz – KFRG.

Während es bislang hauptsächlich darum ging, die Teilnahmeraten an den Untersuchungen zu erhöhen, sollen die Patien­ten in Zukunft mehr selbst entscheiden, ob sie eine Untersuchung machen wollen oder nicht. Hierzu brauchen sie entsprechende, gut verständliche und zielgruppenspezifische Aufklärungsangebote, an denen vielerorts gearbeitet wird. In Vorbereitung ist unter anderem ein Informationsmodul zur Darmkrebsfrüherkennung, das in das Frauengesundheitspor­tal der Bundeszentrale für gesundheitli­chen Aufklärung (BZgA) integriert werden soll.

Außerdem werden lange nicht alle Früherkennungsprogramme als per se sinnvoll und nützlich angesehen. Während die derzeit unorganisiert angebotenen Früherkennungs­untersuchungen für Zervixkarzinom und Darmkrebs nach dem neuen Gesetz innerhalb von drei Jahren zu bevölkerungsbezoge­nen und organisierten Programmen ausgebaut werden sollen, kommt eine Analyse der me­thodisch besten Studien im aktuellen Cochrane-Review zum Prostatakrebs-Screening zu dem Ergebnis, dass dieses nicht zu einer Ver­besserung der Prostatakrebs- und Ge­samtmortalität führt. Stattdessen kommt es zu Über­diagnosen und Überbehandlungen.

Im Übrigen wird, was die einzelnen Risikogruppen anbelangt, ein besseres Finetuning angestrebt. So soll die Früherkennung bei der kleinen Gruppe von Frauen mit einem familiären Brustkrebs-Erkrankungsri­siko durch einen in­tensivierten multimodalen Ansatz verbessert werden. Er umfasst einen früheren Beginn und eng­maschigere Screeningintervalle. Zudem sollen verschiedener Verfahren (Mag­netresonanztomographie, Mammasono­graphie, Röntgenmammographie) einbezogen werden.

Alle diese Erkenntnisse sind der März-Ausgabe 2014 des Bundesgesundheitsblattes zu entnehmen, in der sich zahlreiche Experten schwerpunktmäßig mit den verschiedenen Facetten der Krebsfrüherkennung befassen.

Walter U. Töppich J. Krebsfrüherkennung im Wandel. Bundesgesundheitsbl 2014;57(3):285–287


Dr. Helga Blasius