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OECD-Report Griechenland
„Apotheker nicht automatisch ein guter Geschäftsmann“
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hält Pharmazeuten nicht automatisch für geeignet, erfolgreich als Geschäftsmann eine Apotheke zu führen. Unter anderem mit dieser Begründung hat ein OECD-Report zu Griechenland die radikale Liberalisierung des dortigen Apothekenmarktes gefordert. Im März hat das griechische Parlament auf Druck der Troika den Weg für Apothekenketten frei gemacht. Auch OTC-Arzneimittel können künftig im Supermarkt verkauft werden.
Im März 2014 hatte sich die Troika (Europäische Kommission, Europäische Zentralbank und der Internationale Währungsfonds) den OECD-Bericht zu eigen gemacht und in einem Memorandum Griechenland empfohlen, weitere Reformen entsprechend der OECD-Empfehlungen umzusetzen. Die Troika entscheidet über neue Finanzspritzen für Athen, um den Staatsbankrott Griechenlands abzuwenden.
Im OECD-Bericht findet sich folgende Aussage zum Apothekensektor, die auch in Deutschland aufhorchen lassen sollte: Ein gut ausgebildeter Pharmazeut mag am geeignetsten sein, Arzneimittel abzugeben, aber nicht automatisch um ein Geschäft zu führen. Das Betreiben einer Apotheke durch Unternehmer und professionelle Manager werde die Effizienz und den Wettbewerb in diesem Markt steigern. Wer Apothekenketten verbiete, der verhindere auch Innovationen. Hier die OECD-Aussage im Original: „A well-trained pharmacist may be the best person to dispense drugs, but not necessarily to run a business. Allowing outside entrepreneurs and professional managers to own pharmacies would most likely improve their efficiency and management, thus increasing competition in this market. Therefore, restrictions on retail chains also restrict innovation.” Diese Aussagen sind zwar auf Griechenland gemünzt, lassen sich in ihrer Grundsätzlichkeit jedoch auch auf andere Apothekenmärkte übertragen.
Ausführlich beschäftigt sich der OECD-Bericht mit den Rahmenbedingungen des griechischen Apothekenmarktes. Die OECD kritisiert darin vor allem die starren Öffnungszeiten und die enorme Apothekendichte im Land. Insbesondere die streng reglementierten Öffnungszeiten kollidierten mit den Interessen der Verbraucher vor dem Hintergrund einer steigenden Selbstmedikation und einer älter werdenden Bevölkerung, so die OECD.
Daher kommt die OECD für Griechenland zu folgenden Empfehlungen für den Apothekenmarkt: Das Fremd- und Mehrbesitzverbot soll abgeschafft werden. Die Sicherheit der Arzneimittelversorgung hänge nicht an der ausschließlichen Eigentümerschaft einer Apotheke durch einen Pharmazeuten. Apotheker sollten aber weiterhin die Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln überwachen. Dies könne auch ein angestellter Apotheker leisten.
Professionelle Kaufleute könnten indes mehr Wettbewerb in den Apothekenmarkt bringen, neue Angebote kreieren und pharmazeutische Randbereiche wie Kosmetik- oder Babyprodukte entwickeln. Abgeschafft werden sollten laut OECD auch andere Regeln, beispielsweise die Abstandsgebote zur nächsten Apotheke.
Im Kapitel zum OTC-Sektor empfiehlt der OECD-Report überdies die weitgehende Freigabe der OTC-Preise und den Verkauf von OTC-Produkten und Nahrungsergänzungsmitteln außerhalb von Apotheken. Dies könne beispielsweise in Supermärkten in speziell mit Hinweisen und Warnungen gekennzeichneten Bereichen erfolgen.
Hier finden Sie den OECD-Report und das Memorandum der Troika:
http://www.oecd.org/daf/competition/greece-competition-review-2013.htm
Berlin - 08.04.2014, 10:37 Uhr