Schutzimpfungs-Ausschreibung in Ba-Wü

Novartis bietet nicht mit

Berlin - 16.04.2014, 15:32 Uhr


Kürzlich hat die AOK Baden-Württemberg für die gesetzlichen Kassen im Ländle zum zweiten Mal Rabattverträge für sieben Schutzimpfungen ausgeschrieben. Dabei gab es schon bei den derzeit noch laufenden ersten Verträgen dieser Art Probleme. Nun teilt Novartis Vaccines mit, sich an dieser Ausschreibung nicht zu beteiligen. Als Anbieter von Imfpstoffen gegen FSME, Meningokokken C und Influenza könnte das Unternehmen durchaus mitmischen. Doch Novartis hält es für falsch, allein auf den niedrigsten Preis als Auswahlkriterium zu setzen.

Rabattverträge für Impfstoffe seien aus mehreren Gründen ungeeignet, so Novartis Vaccines. So sei der biologische Herstellungsprozess sehr komplex, hoch sensibel und zeitaufwendig. Deshalb könnten Produktionsausfälle nie ganz ausgeschlossen werden. Im Falle eines Ausfalles, seien aber gerade bei exklusiven Impfstoff-Rabattverträgen Versorgungsengpässe absehbar. Mitbewerber, die keine Rabattverträge haben und daher weniger produzieren, können solche Ausfälle nicht zeitnah kompensieren. Das hat die Vergangenheit schon gezeigt – und nicht zuletzt Novartis Vaccines bekam dies zu spüren. Solche Ausfälle sind für alle Seiten ein Ärgernis: So würden am Ende weniger statt mehr Menschen geimpft. Und den Zuschlagsgewinnern drohen bei Lieferschwierigkeiten Vertragsstrafen und Schadensersatzzahlungen.

Aus Sicht von Novartis ist die individuelle, am Patientenbedarf ausgerichtete Impfstoffverordnung durch den Arzt der beste Weg für eine optimale Versorgung – und nicht eine „künstlich herbeigeführte Monopolisierung“. Überdies seien Impfstoffe auch nicht stets vergleichbar. Ein Beispiel seien die beiden auf dem Markt befindlichen FSME-Impfstoffe, die überdies ein unterschiedliches Impfschema haben. Sie könnten innerhalb einer angefangenen Grundimmunisierung nicht gegeneinander ausgetauscht werden.

Novartis Vaccines sieht sich in der Rolle eines „verantwortungsbewussten Impfstoffherstellers“. Die Impfstoffqualität, die Patienten- und Versorgungssicherheit stünden an oberster Stelle. Deshalb werde man sich nicht an der Ausschreibung der Krankenkassen in Baden-Württemberg beteiligen. Derzeit ist Novartis noch Rabattpartner der baden-württembergischen Kassen für die Impfstoffe gegen FSME und Meningokokken C. Für den FSME-Impfstoff gibt es nur noch einen anderen Anbieter, für den Meningokokken C-Impfstoff zwei.

Vor Kurzem hat schon ein anderer Impfstoffhersteller öffentlich kundgetan, sich nicht an einer Ausschreibung zu beteiligen. Dabei ging es um die HPV-Impfstoffe, für die die AOKen Hessen und Niedersachsen Rabattpartner suchte. Diese Ansage von Sanofi Pasteur MSD hatte Folgen: Die AOKen zogen ihre Ausschreibung zurück.


Kirsten Sucker-Sket