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Dimethylfumarat bei Multipler Sklerose
Erfolgreicher Indikationswechsel
Von einem Apotheker im Selbstversuch zur Behandlung der Schuppenflechte eingesetzt, haben unterschiedliche Fumarat-Gemische in den letzten 40 Jahren zunächst in der Dermatologie Einsatz gefunden. Ausgehend von der Überlegung, dass es sich bei der Schuppenflechte und Multipler Sklerose (MS) um autoimmune Erkrankungen mit ähnlichen Pathomechanismen handelt, entstand an der Universitätsklinik Bochum die Idee, die Wirkung der Fumaratester bei MS in einer kleinen Studie zu testen – mit Erfolg.
Seit circa einem Jahr ist Dimethylfumarat (Tecfidera®) in Nordamerika für die schubförmig verlaufende multiple Sklerose (RRMS) zugelassen und seit März 2014 auch in Deutschland verfügbar. Dimethylfumarat gesellt sich als neue Substanz zu den oralen MS-Medikamenten. Noch ist es zu früh, um den Stellenwert von DMF in der MS-Therapie zu benennen, jedoch zeigen die ersten Zahlen aus den USA, wo mit dem Medikament über 35.000 MS-Patienten behandelt werden, dass es sich als erste Therapiewahl durchsetzen könnte.
Dabei spielt neben der guten Verträglichkeit und der Wirksamkeit – Dimethylfumarat reduziert die jährlichen Schubraten, vermindert die Entzündungsaktivität in der Magnetresonanz-Tomographie (MRT) des Schädels und senkt die Wahrscheinlichkeit, eine Krankheitsprogression zu entwickeln – die orale Verabreichung des Dimethylfumarats eine wichtige Rolle für die Patienten. Mit wachsendem Einsatz des Medikamentes und steigender klinischer Erfahrung werden sich auch mögliche weitere Einsatzmöglichkeiten von Dimethylfumarat vor dem Hintergrund der experimentell nachgewiesenen Gewebe-protektiven Wirkung unter Dimethylfumarat zeigen, beispielsweise bei schleichend-verschlechternden Verlaufsformen der MS.
Die erfolgreiche Übertragung eines therapeutischen Prinzips von einer Indikation auf eine andere, wie im Falle der Fumarate von den Gemischen in der Dermatologie zu Dimethylfumarat in der Neuroimmunologie, könnte bei der fortlaufenden Suche nach neuen Wirksubstanzen auch die Überprüfung weiterer bekannter Wirkstoffe im Sinne der pharmakologischen Repositionierung anregen.
Zum Weiterlesen:
Nadelfrei gegen multiple Sklerose: Dimethylfumarat als neue orale Therapieoption – in DAZ 2014, Nr. 19
Multiple Sklerose: Alkohol wirkt immunmodulatorisch
Bitte nicht rauchen! – in DAZ 2013, Nr. 51
Der 21. POP-Fall: Eine junge Patientin mit multipler Sklerose – in DAZ 2013, Nr. 51
Stuttgart - 13.05.2014, 08:36 Uhr