BVDVA-Kongress

Stamm-Fibich: Versandhandel kann besser beraten

Berlin - 22.05.2014, 11:45 Uhr


Versandapotheken können ihre Kunden nicht nur genauso gut beraten wie die Vor-Ort-Apotheken. Aus Sicht der SPD-Gesundheitspolitikerin Martina Stamm-Fibich verfügen die Versandapotheken in der Beratung sogar über Vorteile: „Das Beratungs-Argument gegen den Versandhandel ist für mich entkräftet“, fasste Stamm-Fibich, die für die SPD im Gesundheitsausschuss des Bundestag für Arzneimittel und Medizinprodukte zuständig ist, ihre Position zusammen.

Sie sei „schockiert, aber nicht überrascht“ gewesen über die Ergebnisse des jüngsten Apotheken-Tests der Stiftung Warentest mit Blick auf die Beratung. Sie selbst habe bereits einmal die Erfahrung in einer Offizin gemacht, über eine offensichtliche Unverträglichkeit eines OTC-Produkts in Bezug auf ihre Bluthochdruck-Medikation nicht fachgerecht hingewiesen worden zu sein. „Es ist ein Unding, dass in Deutschland Menschen sterben müssen wegen Arzneimittelunverträglichkeiten“, so die SPD-Politikerin beim Kongress des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA) in Berlin. Notwendig sei mehr Kommunikation und Transparenz zwischen den Akteuren.

Im Test der Stiftung Warentest habe nur eine Versandapotheke alle Wechselwirkungen erkannt und richtig beraten, so Stamm-Fibich. Beratung sei aber der Kern der Apothekerleistung. Das gelte auch für den Verkauf von OTC-Produkten: „Rezeptfrei heißt nicht beratungsfrei. Der Arzt verordnet, der Apotheker kontrolliert.“ Diese Regel werde leider nicht überall beachtet.

Vor allem in der „kontinuierlichen Beratung der Patienten“ sieht die SPD-Politikerin Vorteile des Versandhandels gegenüber der Vor-Ort-Apotheke. „Der Versandhandel ist mit seinen Hotlines auch am Wochenende und nachts stets erreichbar“, so Stamm-Fibich. Zudem verfüge er über die Medikationsdaten der Kunden. Das sei bei Vor-Ort-Apotheken nicht der Fall, „wenn der Patient im Not- und Nachtdienst zu einer anderen Apotheke gehen muss.“ Auch in der Beratung bei „heiklen, intimen“ Fragestellungen erleichtere der Versandhandel die Kommunikation.

Der Versandhandel gefährde die Arzneimittelversorgung daher nicht, so Stamm-Fibich: „Er ist eine effiziente und verbraucherfreundliche Alternative zur Offizin.“ Daher sieht die SPD-Politikerin auch gute Zukunftschancen für den Arzneimittelversand. Vor allem in „intelligenten IT-Lösungen, dem Internet und telemedizinischer Beratung“ liege die Zukunft: „Der Versandhandel kann den Patienten in der notwendigen Kommunikation zum Arzt oder Krankenhaus unterstützen“, so die SPD-Gesundheitspolitikerin. Als Stichworte nannte sie das elektronische Rezept und Smartphone-Apps zur Kontrolle der Medikation von Chronikern mit automatischer Bestellfunktion. Stamm-Fibich: „Wir können die elektronischen Medien auch im Gesundheitsbereich nicht aufhalten.“


Lothar Klein