Tomaten gegen Herzinfarkt

Was ist dran am Lycopin-Effekt?

Remagen - 12.06.2014, 10:02 Uhr


Nach einer neuen Studie zur Wirkung des Tomaten-Farbstoffs Lycopin sollte dessen Wirkung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen offenbar nicht überbewertet werden. Die randomisierte, kontrollierte Studie wurde von Forschern an der Universität von Cambridge und der Universität von Tartu in Estland durchgeführt und in der Peer-Review-, Open-Access-Zeitschrift „PLoS One“ publiziert.

Für die Studie wurden 36 Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Statine einnehmen, in zwei Gruppen randomisiert. Eine Gruppe bekam über einen Zeitraum von zwei Monaten täglich 7 mg Lycopin, die andere Placebo. Die Forscher untersuchten die Reaktion der Blutgefäße nach einer Endothel-abhängigen Erweiterung durch Acetylcholin oder andere kontraktionsbeeinflussende Agentien. Parameter waren die Steifigkeit der Arterien, der Blutdruck, verschiedene Marker im Blut, sowie die Sicherheit und Verträglichkeit. Der Test wurde darüber hinaus mit 36 ​​gesunden Probanden wiederholt.

In der Lycopin-Gruppe war die Gefäßerweiterung nach Acetylcholin-Gabe um 53 Prozent verbessert. Der Unterscheid war signifikant im Vergleich zu Placebo. In Bezug auf die anderen untersuchten Parameter wurden jedoch keine Unterschiede festgestellt. Auch bei gesunden Probanden zeigte Lycopin keine Auswirkungen auf die getesteten Faktoren, abgesehen von dem erhöhten Lycopin-Spiegel im Blut.

Die Autoren folgern, dass die bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Krankheiten beeinträchtigte Endothel-Funktion offenbar durch die orale Supplementierung mit 7 mg Lycopin verbessert werden kann – mehr aber auch nicht. Obwohl eine gestörte Endothel-Funktion als  bekannter Indikator für eine künftige Herzkrankheit gilt, sei sie bestenfalls ein Surrogat-Parameter. Ob die Einnahme von Lycopin tatsächlich das kardiovaskuläre Risiko senke, könne deshalb allenfalls in viel größeren RCTs mit einem Follow-up-Zeitraum von Jahren statt Monaten ermittelt werden. Fazit: Die Mittelmeer-Diät – die auch Tomaten beinhaltet – scheint tatsächlich für Herz und Kreislauf von Vorteil zu sein. Warum, das konnte zumindest in dieser Studie nicht geklärt werden.

Quelle: Gajendragadkar PR, Hubsch A, Mäki-Petäjä KM, Serg M, Wilkinson IB, et al. (2014) Effects of Oral Lycopene Supplementation on Vascular Function in Patients with Cardiovascular Disease and Healthy Volunteers: A Randomised Controlled Trial. PLoS ONE 9(6): e99070. doi:10.1371/journal.pone.0099070


Dr. Helga Blasius


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