Sachverständigenrat

Kohlpharma: Angriff auf inhabergeführte Apotheke

Berlin - 24.06.2014, 13:26 Uhr


Während die ABDA noch schweigt oder nachdenkt, sieht Kohlpharma im gestern vorgestellten Gutachten des Sachverständigenrates im Gesundheitswesen einen Angriff auf die inhabergeführte Apotheke. Die Vorschläge der Wissenschaftler an die Adresse der Bundesregierung seien „in sich nicht schlüssig“ und torpedierten die inhabergeführte Apotheke, so die Kritik.

Der Sachverständigenrat fordere die Aufhebung des Fremdbesitzverbotes und eine völlige oder erweiterte Öffnung des Mehrbesitzes und in der Folge die Bildung von finanzstarken Apothekenketten, in denen dann abhängige Apotheken effizienter sein sollten. „Wettbewerb unter den Apothekern fordern, aber ein Oligopol an Kettenbetreibern befördern, ist nicht schlüssig. Oligopole neigen zur Kartellbildung und sind daher meist nicht im Interesse des Verbrauchers“, so Kohlpharma in einer Stellungnahme.

Zudem könnten Ketten weder eine bessere noch eine günstigere Versorgung bieten. Wirtschaftlichkeitsreserven ließen sich nur heben, wenn Ketten mit einer geringeren Honorierung zufrieden wären. Das sei eine unrealistische und betriebswirtschaftlich unsinnige Vorstellung. Kettenbetreiber kalkulierten zudem anders. Im Vergleich zum typischen Aufwand eines Inhabers in seiner eigenen Apotheke bräuchten Ketten etwa 20 Prozent mehr approbiertes Personal. Hier würden nur zusätzliche Kosten aufgebaut und mitnichten Skaleneffekte realisiert.

Rund 21.000 Apotheken stünden heute miteinander in Wettbewerb. Da die Preisverhandlungen von den Kassen geführt würden, fände bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln kein Preis-, sondern ausschließlich ein Qualitätswettbewerb im Interesse der Apothekenkunden statt. Der vom Sachverständigenrat vorgeschlagene Preiswettbewerb könne bei verschreibungspflichtigen Medikamenten nicht funktionieren. So sei die Annahme, mit günstigen Abgabepreisen bei Rx-Präparaten „zusätzliche Nachfrage zu generieren“ absurd, da die ärztliche Verordnung das entscheidende Kriterium bleibe und bleiben müsse.

Das SVR-Modell der einheitlichen Apothekenfestspanne (AFS) plus apothekenindividueller Handelspanne (AIH) würde den Druck auf den pharmazeutischen Großhandel weiter erhöhen und in wettbewerbsintensiven Lagen einen ruinösen Wettbewerb zulasten der Versorgungsqualität fördern, so die Kritik von Kohlpharma. 

Ebenfalls nicht nachzuvollziehen sei, warum für den Sachverständigenrat Parallelimporte eine der Ursachen für Lieferengpässe bei Arzneimitteln in Deutschland sein sollten. Importe seien per Definition Arzneimittel, die ins Land kämen. Damit können sie gegebenenfalls bestehende Engpässe lindern helfen. „Insgesamt kann man sich des Eindrucks schwer erwehren, dass der Sachverständigenrat kein wissenschaftliches, sondern vor allem ein interessengeleitetes Gutachten vorgelegt hat", so Jörg Geller, Geschäftsführer von Kohlpharma. 


Lothar Klein


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