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Bürger Initiative Gesundheit
„Rabattverträge schaffen keine Qualität“
Ständiger Preis- und Budgetdruck im Gesundheitssystem habe verheerende Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung. Darauf weist die Bürger Initiative Gesundheit (BIG) hin. Ärzte und Apotheker hätten immer weniger Zeit, den einzelnen Versicherten umfassend aufzuklären. Besonders kritisch sieht die BIG die Rabattverträge: Sie „schaffen keine Qualität“, betonte der Vorsitzende der Initiative, Wolfram-Arnim Candidus.
Schuld an der misslichen Lage ist nach Meinung der Patientenorganisation eine Gesundheitspolitik, die auf Kostenminimierung basiert. Die gesetzliche Krankenversicherung orientiere sich allein am Preis eines Medikamentes – und der Nutzen für die individuelle Behandlung eines Patienten werde immer mehr dem „Diktat des Niedrigpreises“ geopfert, betonte Candidus. Mit schwerwiegenden Folgen: Rund 800.000 Klinikeinweisungen pro Jahr basierten hierzulande auf einer Fehlmedikation, die Zahl der Todesfälle aufgrund einer Fehlmedikation belaufe sich auf 20.000. Hier wären mehr Investitionen nötig, fordert die BIG.
Was also tun? Mehr Forschen, fordert Candidus. Beispielsweise gebe es bislang keine eigenen Leitlinien für ältere Menschen und Schwierigkeiten, die sich aus der Polymedikation ergeben. Ebenso wichtig sei die Einbeziehung der Patienten in ihre eigene individuelle Behandlung. Nicht nur Ärzte, „auch Apotheker werden immer stärker ausgegrenzt von der Beratung“, betonte er – durch den zunehmenden Budget- und Zeitdruck. Das müsse sich ändern. Aber auch die Kommunikation zwischen den Heilberufen selbst müsse verbessert und ihr Handeln stärker aufeinander abgestimmt werden.
Nicht zuletzt sollte nach Meinung der Bürgerinitiative auch das industrielle, patientenindividuelle Verblistern von Medikamenten stärker genutzt werden. In einem Modellprojekt testete der Gesundheitsökonom Dr. Uwe Kehrel den ökonomischen Nutzen – und bezog dafür 550 Patienten in 21 Pflegeinrichtungen sowie 14 Apotheken ein. Das Ergebnis: Neben eintretenden positiven Gesundheitseffekten, wie weniger häufige Krankenhauseinweisungen (-26,9 %), ließen sich auch 12,9 Prozent der Kosten einsparen – allein dadurch, dass Medikamente nur für eine Woche abgepackt werden und keine Verordnungen über einen längeren Zeitraum erfolgen mussten. Andere Kosten wurden in dieser Berechnung allerdings nicht berücksichtigt.
Berlin - 02.07.2014, 17:09 Uhr