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Pflegestärkungsgesetz im Bundestag
Opposition gehen Pläne nicht weit genug
Der Bundestag hat heute seine Beratungen zur Pflegereform aufgenommen. „Mit dem ersten Pflegestärkungsgesetz setzen wir ein klares Signal für eine gute Pflege in Deutschland“, erklärte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Notwendige Leistungsverbesserungen müssten schnell bei den Betroffenen ankommen. Trotz geplanter Mehrleistungen lehnt die Opposition die Pflegereform als unzureichend ab.
Gröhe warb bei der ersten Lesung für die Pläne: „Es kommt darauf an, dass wir 20 Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung einen entscheidenden, einen guten Schritt nach vorne gehen.“ Linke und Grüne machten wiederum ihre Ablehnung deutlich: Pia Zimmermann (Linke) warf der Koalition vor, mit der geplanten stärkeren Anwerbung und Entschädigung ehrenamtlicher Betreuer ein Einfallstor für prekäre Beschäftigung zu schaffen. Elisabeth Scharfenberg (Grüne) kritisierte: „Sie haben kein mutiges und fortschrittliches Konzept.“
Geplant sind Verbesserungen ab Anfang 2015 sowie eine Aufnahme von mehr Bedürftigen in die Versicherung ab 2017. Zum 1. Januar sollen die Pflegeleistungen um vier Prozent steigen. Das bedeutet zum Beispiel in vollstationärer Pflege bei Stufe 1 ein Plus von 1023 auf 1064 Euro und in Stufe 2 von 1279 auf 1330 Euro. Mehr Hilfe für Betreuung zu Hause soll es geben, die Zahl der nachqualifizierten Betreuungskräfte in Heimen sich verdoppeln (auf 45.000) und Kurzzeit- und Verhinderungspflege verstärkt gewährt werden – für bis zu vier Wochen Heimaufenthalt eines zu Hause Gepflegten pro Jahr oder für ambulante Pflege.
Rundheraus lehnte die Opposition den Pflegevorsorgefonds ab. Auch SPD-Expertin Hilde Mattheis bekräftigte ihren Standpunkt, besser zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen. „Eine andere Möglichkeit ist es, durch Gelder Vorsorge zu treffen, dass im Jahr 2030, 2033 Menschen da sind, die bereit sind, andere Menschen zu pflegen.“ Ihre Forderung, den von der Union in den Koalitionsverhandlungen durchgesetzten Fonds fallenzulassen, wiederholte sie aber nicht. Bis 2033 sollen dabei Milliardensummen angespart werden, mehr als 1,2 Milliarden Euro pro Jahr. Mit dem Geld sollen zu große Beitragsanhebungen ab 2034 verhindert werden, wenn die starken Geburtsjahrgänge 1959 bis 1967 ins typische Pflegealter kommen.
Mehrere Koalitionspolitiker sicherten die Einführung eines neuen Pflegebegriff zu. Statt drei Stufen soll es ab 2017 fünf Pflegegrade je nach Beeinträchtigung geben. Demenzkranke sollen systematisch in die Pflegeversicherung aufgenommen werden. Mit Begutachtungen probeweise im alten und neuen Verfahren wird dies in diesem Jahr vorbereitet. SPD-Experte Karl Lauterbach unterstrich, dass die Reform rund sechs Milliarden Euro pro Jahr mehr für die Pflege bringe. Der Pflegebeitragssatz soll zum 1. Januar 2015 von 2,05 Prozent (Kinderlose: 2,3 %) um 0,3 Punkte steigen. Dies bringt gut 3,6 Milliarden Euro ein. Weitere 0,2 Punkte sollen für den neuen Pflegebegriff dazukommen.
Gröhe forderte eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte. In Bundesländern mit geringem Lohn müsse es Angleichungen nach oben geben. „Bei gleicher Arbeit und gleicher Qualifikation gibt es Unterschiede von bis zu 800 Euro im Monat.“ Der Minister wies auf das Motiv für die Reform hin. 2,5 Millionen Menschen seien jeden Tag auf Pflege angewiesen. „Das entspricht der Einwohnerzahl von Köln und München zusammen.“ Die Zahl werde bis 2030 um eine Million steigen. Scharfenberg forderte, angesichts des steigenden Bedarfs schwerpunktmäßig die Bedingungen für Pflege in Städten und Gemeinden zu stärken. Für die Kommunen tue die Koalition in dem Bereich nichts.
Berlin - 04.07.2014, 16:51 Uhr