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DAZ.online Wochenschau
Missbrauchte Vertriebswege, missbrauchtes Medikationsmanagement
Der Trivialisierung der Begriffe Medikationsmanagement und Medikationsmanager will die ABDA mit klaren Definitionen entgegentreten. Ein Grundsatzpapier schafft Klarheit, die Umsetzung in der Praxis wirft viele Fragen auf, nicht zuletzt die der Honorierung. Dem Missbrauch in der Nutzung unserer Vertriebswege wollen die einen mit einem Importverbot begegnen, die anderen sehen die Aufsichtsbehörden am Zug. Mehr dazu in unserer Wochenschau.
Grundsatzpapier. Medikationsmanagement soll die Arzneimitteltherapie verbessern. Was darunter zu verstehen ist, hat die ABDA jetzt in einem Grundsatzpapier festgelegt und will damit auch dem inflationären Gebrauch des Begriffs Medikationsmanagement entgegentreten. Grundlage für das Medikationsmanagement soll eine Medikationsanalyse sein. Von einem Medikationsmanagement will die ABDA nur noch sprechen, wenn sich an eine Medikationsanalyse eine kontinuierliche Betreuung des Patienten durch ein multidisziplinäres Team anschließt. Das bedeutet: Medikationsanalyse können Apotheker allein, Medikationsmanagement nur im interdisziplinären Team. Das Grundsatzpapier legt mit seinen Definitionen auch die Basis für Honorarmodelle, denn es ist Konsens, dass solche Zusatzleistungen nur angeboten werden können, wenn sie honoriert werden.
Honorierung. Während die Diskussion um die Honorierung von Medikationsanalyse und Medikationsmanagement erst noch geführt werden muss, kämpfen die Apothekerverbände an anderer Stelle um die Anpassung von Sonderentgelten wie Rezeptur- und BtM-Zuschlag. Auch den Kampf gegen Nullretaxationen wollen die Apotheker nicht aufgeben, Resolutionen werden verabschiedet, zuletzt von der Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg.
Letzte Frist. Die Vergütung der Dienstleistung Nacht- und Notdienst ist zwar inzwischen geregelt, doch die Umsetzung läuft noch nicht ganz rund. Von rund 1500 Apothekern fehlt die Selbsterklärung zur Menge der verschreibungspflichtigen Arzneimittel für das 3. und 4. Quartal 2013. Die Frist endet am 25. Juli.
Fälschungen, Mafia und Reimport. Was immer wieder kolportiert wurde, wird jetzt durch eine italienische Studie untermauert: Hinter den sprunghaft gestiegenen Arzneimitteldiebstählen in Italien steckt die Mafia. Gezielt wurden und werden hochpreisige Arzneimittel gestohlen, verschoben, manipuliert und in Hochpreisländer wie Deutschland über Importeure eingeschleust. Deshalb wird hierzulande schon das Verbot von Reimporten gefordert, eine Forderung, die führende Importeure wie Kohlpharma auf den Plan ruft. Anstelle eines Verbots pochen sie darauf, dass die Aufsichtsbehörden ihren Pflichten nachkommen und auffälligen Unternehmen die Zulassung entziehen. Zudem soll geprüft werden, ob die Anforderungen an eine Großhandelszulassung für die Zulassung als Importunternehmen ausreichend sind.
Hochpreisige Onkologika. Noch ist Deutschland als Hochpreisland attraktiv für Fälscher, doch der Sparzwang in Sachen Arzneimitteln macht auch vor hochpreisigen Onkologika nicht halt. Inzwischen hat die GKV für nahezu die Hälfte aller onkologischen Arzneimittel Rabattverträge abgeschlossen.
Zu teures Cannabis. Schwerkranke Patienten pochen immer wieder darauf, Cannabis für eigene therapeutische Zwecke anbauen zu dürfen, und beschäftigen mit dieser Forderung die Gerichte. Eine wichtige Begründung: Cannabis aus der Apotheke sei unerschwinglich teuer. Das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen hat nun zugunsten eines MS-Kranken entschieden. Ihm ist ausnahmsweise die Erlaubnis zum Anbau von Cannabis zu erteilen.
Homöopathie-Blüten. Die „Homo-Heiler-Szene“ hat die Grünen auf den Plan gerufen. Sie wollen in einer Kleinen Anfrage klären, was gegen Ärzte unternommen wird, die sogenannte Reparations- oder Konversionstherapien anbieten, beispielsweise Homöopathie gegen Homosexualität. Diese besondere Anwendung dürfte sicher auch Anhänger der Homöopathie irritieren. Argumentative Schützenhilfe für klassische Einsatzgebiete der Homöopathie könnten sie hingegen von einer forsa-Umfrage erhalten. Die Umfrage war von der DHU in Auftrag gegeben worden und zeigt, dass Anwendern der Homöopathie positive Erfahrungen wichtiger sind als Wirksamkeitsstudien.
Stuttgart - 12.07.2014, 08:00 Uhr