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Ebola in Westafrika
Mühsamer Kampf gegen Voodoo-Zauber
Aberglaube, Wunderheiler und Voodoo-Zauber – anstelle von medizinischer Hilfe vertrauen viele Ebola-Kranke in Westafrika lieber auf traditionelle Heiler. Die Helfer des Roten Kreuzes und der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ kommen daher an ihre Grenzen. Nur langsam begreifen die Menschen, „dass es Ebola wirklich gibt und die Krankheit ganz real existiert“, berichtet Katherine Mueller, Sprecherin des Roten Kreuzes in Afrika. Für die Helfer ist die Arbeit in den Einsatzgebieten hart.
Das war lange nicht so, denn schließlich handelt es sich um die erste Ebola-Epidemie in diesem Teil des Kontinents. Aberglaube, Wunderdoktoren und Voodoo-Zauber taten ihr Übriges – und sind seit dem Ausbruch der Krankheit im vergangenen März die wohl mächtigsten Gegner der Ärzte. „Hier in Sierra Leone wenden sich viele Menschen zunächst an traditionelle Heiler, um behandelt zu werden“, erklärt Mueller. „Oft ist es für sie zu spät, wenn sie endlich in eine der Krankenstationen kommen.“
Waren lange die Nachbarländer Guinea und Liberia am heftigsten von dem Virus betroffen, so dringen nun aus Sierra Leone die beunruhigendsten Zahlen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Dienstag wurden allein zwischen dem 8. und 12. Juli in allen drei Ländern 85 neue Ebola-Fälle verzeichnet, 49 von ihnen stammen aus Sierra Leone. In dem kurzen Zeitraum starben in der gesamten Region 68 Patienten, 52 davon in der ehemaligen britischen Kolonie. Insgesamt ist die Zahl der Fälle in Westafrika den Statistiken zufolge damit auf 964 gestiegen. 603 Menschen sind bereits gestorben.
„Es gibt immer noch Leute, die behaupten, dass es die Krankheit gar nicht gibt, und wieder andere denken, dass sie nicht behandelt werden muss“, sagt Manuel Fontaine, der Unicef-Regionaldirektor für West- und Zentralafrika. „Wenn wir die Übertragungskette von Ebola durchbrechen wollen, dann müssen wir mehr tun, als Patienten behandeln: Wir müssen an jede Tür klopfen, jeden Markt besuchen und in jeder Kirche und Moschee von Ebola erzählen.“ Dafür seien aber nicht nur dringend mehr Personal und Partner nötig, sondern auch finanzielle Mittel. Beobachter rechnen damit, dass es noch Wochen oder sogar Monate dauern kann, bis die Epidemie unter Kontrolle gebracht wird.
Für die Helfer ist die Arbeit in den Einsatzgebieten hart – physisch und psychisch. Die futuristischen Anzüge, die den ganzen Körper bedecken, seien bei den hohen Temperaturen in der Region nur schwer zu ertragen, erzählen Ärzte und Pfleger. Vor allem aber sei der Umgang mit Ebola-Patienten emotional sehr schwierig. Die Patienten seien hochgradig verängstigt, berichtet die Ärztin Hilde de Clerck von „Ärzte ohne Grenzen“. „Wir sind die letzten Menschen, die sie berühren, und viele von ihnen bitten uns, ihre Hand zu halten.“ Und einem Sterbenden eine letzte Berührung zu verweigern, ist eine schwere Entscheidung – aber Ebola ist ein unsichtbarer, unter der Haut lauernder Gegner, der nur durch harte Maßnahmen besiegt werden kann.
Conakry/Berlin - 16.07.2014, 17:29 Uhr