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Kritik an „Homo-Heiler-Szene“
Regierung sieht Ärztekammern in der Pflicht
Die Bundesregierung lehnt jede Form von Homo- und Transphobie strikt ab, und zwar in allen gesellschaftlichen Bereichen – also auch im Hinblick auf die sogenannte Homo-Heiler-Szene. Das betont Annette Widmann-Mauz (CDU), parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen. Homosexualität sei keine Erkrankung und bedürfe daher auch keinerlei Heilung. Was angebotene „Therapien“ angeht, sieht sie die Ärztekammern in der Pflicht.
Der Weltärztebund habe sich während seiner Generalversammlung im Oktober 2013 strikt gegen sogenannte Reparationstherapien- bzw. Konversionstheorien ausgesprochen, führt die Staatssekretärin aus. Ärzte und Psychotherapeuten seien zudem grundsätzlich gegenüber ihren Patienten verpflichtet, eine den fachlichen Standards entsprechende Behandlung zu erbringen. „Werden Therapien angeboten, die geeignet sind, betroffene Menschen zu schädigen, müssen die Strafverfolgungsbehörden tätig werden und sind die Ärztekammern und Approbationsbehörden gefordert, im Einzelfall berufsrechtliche Schritte einzuleiten.“
Informationen darüber, welche Organisationen diese fragwürdigen Therapien anbieten oder bewerben, liegen der Bundesregierung laut Widmann-Mauz allerdings nicht vor. Erkenntnisse dazu, ob Ärzte in Deutschland derlei Therapien zulasten der GKV abrechnen, lägen nicht vor, erklärt sie weiter – und auch nicht zu den Maßnahmen, die Ärztekammern, Krankenkassen und Aufsichtsbehörden bislang ergriffen haben. Sie betont aber, dass man sich mit Bundesärztekammer und Weltärztebund einig sei, dass Homosexualität keine Erkrankung sei, und sich die Frage nach einer sogenannten Konversationstherapie daher nicht stelle und insoweit auch keine Ansprüche und abrechenbare Leistungen in Betracht kämen.
Die Regierung möchte junge homosexuelle Menschen vor „unangemessenen und gegebenenfalls für sie schädlichen Therapie- und Beratungsangeboten“ schützen, erklärt Widmann-Mauz weiter – sie setze dabei auf „frühzeitige sachgerechte Aufklärung und Information“, beispielsweise durch Broschüren der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Diese plane, das Thema in einer für 2015 geplanten Broschüre zur sexuellen Orientierung und sexuellen Identität aufzunehmen. Zur Frage, ob die Bundeskanzlerin plane, in Zukunft weitere Auftritte bei Organisationen zu absolvieren, die sich für derlei Therapien aussprechen, verweist die Staatssekretärin auf die „regierungsinterne Willensbildung“. Dazu könnten keine Angaben gemacht werden.
Die Grünen geben sich mit den Antworten nicht zufrieden. Sie fordern ein Verbot „von solchen Pseudotherapien bei Kindern und Jugendlichen“. Der Kinder- und Jugendschutz gebiete dem Staat, Jugendliche gegen „Gefährdungen durch solche Scharlatane“ zu schützen, erklärte der innenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Volker Beck. Er hält es für „besorgniserregend, dass die Bundesregierung alle Gefahren durch ‚Homo-Heiler‘ ignoriert“. Zudem kritisiert er, dass die Bundesregierung nicht dazu bereit sei, künftige Auftritte von Regierungsmitgliedern bei „Homo-Heilern“ und der Unterstützerszene auszuschließen.
Berlin - 16.07.2014, 15:13 Uhr