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Risikofaktoren für Medikationsfehler
Männlich, single und schlecht in Mathe
Mehr als die Hälfte der Patienten nimmt nach Entlassung aus dem Krankenhaus die verordneten Medikamente nicht ordnungsgemäß ein oder versteht die Einnahmeanweisungen nicht richtig. Das ergab eine US-Untersuchung. Anhand bestimmter Risikofaktoren lassen sich jedoch Patienten mit besonders hohem Risiko für Medikationsfehler identifizieren.
Tausende Menschen werden täglich mit Medikamentenverordnungen aus dem Krankenhaus entlassen. Laut Daten der US-Seuchenschutzbehörde werden aber etwa 50 Prozent dieser Medikamente nicht entsprechend der Verordnung eingenommen, 20 bis 30 Prozent der Verschreibungen werden erst gar nicht eingelöst. Frühere Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich anhand der individuellen Gesundheitskompetenz, also der Fähigkeit, Informationen, die die Gesundheit betreffen, interpretieren und umsetzen zu können, voraussagen lässt, ob Patienten die ärztlichen Anweisungen richtig befolgen werden.
Um weitere Prädiktoren für Medikationsfehler zu identifizieren, befragten die Studienautoren 471 Patienten, die wegen Herzinsuffizienz, Herzinfarkt oder damit in Verbindung stehenden Beschwerden stationär behandelt wurden. Die Teilnehmer, die im Durchschnitt 59 Jahre alt waren, mussten einen Gesundheitskompetenz-Test sowie einen kurzen Rechentest, der die mathematischen Grundkenntnisse überprüfen sollte, absolvieren.
Als die Teilnehmer dann zwei bis drei Tage nach der Entlassung zur Einnahme ihrer Arzneimittel befragt wurden, gab es bei mehr als der Hälfte Diskrepanzen zwischen der Verordnung, wie sie im Arztbrief vermerkt war, und dem, was die Patienten tatsächlich einnahmen. So hatte über ein Viertel mindestens ein verordnetes Präparat weggelassen, und mehr als ein Drittel hatte zusätzlich etwas nicht Verordnetes eingenommen. Außerdem gab es bei 59 Prozent der Patienten Missverständnisse hinsichtlich der Dosis, der Einnahmehäufigkeit oder der Indikation.
Bei Patienten, die gut im Mathetest abgeschnitten hatten, war die Wahrscheinlichkeit, Medikamente wegzulassen oder hinzuzufügen, um etwa 23 Prozent geringer. Auch Personen mit hoher Gesundheitskompetenz machten mit geringerer Wahrscheinlichkeit (16%) Fehler. Am größten waren die Unterschiede jedoch bei Verheirateten im Vergleich zu Singles – hier ergab sich für die allein Lebenden ein 70 Prozent höheres Risiko für Medikationsfehler – und zwischen den Geschlechtern. Bei Frauen war die Wahrscheinlichkeit, dass sie Fehler machten, um 40 Prozent geringer als bei Männern. Höheres Alter und nachlassende kognitive Leistung konnten als generelle Risikofaktoren identifiziert werden.
Die Studie könnte dazu beitragen, Patienten, die besonders gefährdet sind, ihre Medikamente nicht verordnungsgemäß einzunehmen, künftig zu identifizieren und bei der Entlassung aus dem Krankenhaus diese entsprechend intensiv zu beraten.
Quelle: Mixon AS, et al. Characteristics Associated With Postdischarge Medication Errors; DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.mayocp.2014.04.023
Stuttgart - 23.07.2014, 16:27 Uhr