Streit um Fußgängerzone

Bonn will Lieferung an Apotheken nachmittags unterbinden

Berlin - 18.08.2014, 10:16 Uhr


Verboten sind Lieferungen am Nachmittag an Apotheken in der Bonner Fußgängerzone schon immer. Doch gekümmert hat sich so richtig niemand darum. Es gab höchstens mal eine Verwarnung für die Großhandelsfahrer. Doch jetzt eskaliert der Streit. Die SPD will das Lieferverbot knallhart durchsetzen – nicht nur für Apotheken.

Alle Paketdienste und andere Lieferanten sollen sich ebenfalls an das Lieferverbot nach 12 Uhr mittags halten. Für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung am 16. September hat die SPD einen Antrag gestellt: Die Einhaltung der Lieferzeiten in der Fußgängerzone solle „sehr streng“ kontrolliert werden. Es sollen Stellplätze für den Lieferverkehr am Rand der Fußgängerzone für die Verbotszeiten eingerichtet werden. Um dem „zugegebenermaßen zunehmenden Lieferverkehr entgegen zu kommen“ schlägt die SPD eine Ausdehnung der Lieferzeit bis 13.00 oder 14.00 Uhr vor. Es könne „nicht mehr hingenommen werden, dass die für viele Millionen errichtete und renovierte Fußgängerzone außerhalb der Lieferverkehrszeiten von Fahrzeugen zwecks Lieferung, Parkplatzsuche oder Durchfahrt zugemüllt“ werde, so die SPD.

Die Bonner Stadtverwaltung teilt die Sicht der SPD. Fußgängerzonen würden eingerichtet, um den Menschen einer Stadt einen Freiraum zu geben, in dem sie sich unbeschwert und ohne die allgemeinen Gefahren durch den motorisierten Verkehr frei bewegen können, heißt es in der Bewertung des SPD-Antrages und weiter: „ Aus diesem Grund werden nach Beendigung der Ladezeit (12 Uhr) verbotswidrig abgestellte Fahrzeuge auch konsequent abgeschleppt.“

Die neun Apotheker in der Bonner Fußgängerzone sind empört: Die Bonner Stadtverwaltung argumentiert, Apotheken müssten nicht zwangsläufig nachmittags beliefert werden. Der Transport könne bis zum nächsten Morgen warten. Wenn ein Kunde seine Medikamente unabdingbar am selben Tag benötige, müsse er diese in einer Apotheke außerhalb der Fußgängerzone bestellen. Das sei bei der Anzahl der Apotheken, die außerhalb der Fußgängerzone zur Verfügung stehen, grundsätzlich kein Problem.

„Die Versorgung mit Medikamenten ist von eminenter Bedeutung und teilweise lebenswichtig", protestieren  die neun Apotheken aus der Innenstadt in einem Brief.  „Das ist ein existenzgefährdendes Argument, wodurch ich mich auch diskriminiert fühle", kommentiert Andrea Forst-Raasch von der Hofgarten-Apotheke. Schließlich konzentrierten sich viele Arztpraxen in der Innenstadt. Deren Patienten könnten dann nicht mehr versorgt werden. Damit gerieten auch die Standorte der Arztpraxen in Gefahr.

Das Transportunternehmen, das im Auftrag von Gehe und Phoenix die Bonner Apotheken beliefert, will dem ablehnenden Bescheid der Stadt nicht hinnehmen. Es hat Klage beim Verwaltungsgericht Köln eingereicht.  


Lothar Klein