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Todesursachen in Europa
Krebs holt gegenüber Herz-Kreislauf auf
Es gibt Anzeichen, dass Herz-Kreislauf-Krankheiten (CVD) in Europa beständig zurückgehen. Das geht aus einem epidemiologischen Update hervor, das im European Heart Journal veröffentlicht wurde. Es basiert auf Daten der Weltgesundheitsorganisation und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Seit der letzten Erhebung aus dem Jahr 2013 sind die allgemeinen Verteilungsmuster und Trends relativ stabil geblieben, aber ein Blick ins Detail lohnt sich.
Mit mehr als vier Millionen, fast die Hälfte aller Todesfälle in Europa, sind und bleiben Herz-Kreislauf-Krankheiten die häufigste Todesursache in Europa. In zwei Drittel der erfassten 53 Länder sterben doppelt so viele Frauen an CVD wie an Krebs und in 21 Ländern doppelt so viele Männer. In einigen Ländern liegt die Rate sogar bei eins zu sechs, aber es deuten sich Verschiebungen in Richtung Tumorerkrankungen an: In zehn europäischen Ländern (Belgien, Dänemark, Frankreich, Israel, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Slowenien, Spanien, und SanMarino) hat der Krebs die CVD als Todesursache bei Männern schon überholt. Bei Frauen ist es nach dem neuen Update in einem Land so weit: in Dänemark.
Auch sonst sind die Verteilungsmuster in Europa sehr unterschiedlich. So ist die Sterblichkeit infolge koronarer Herzkrankheiten (KHK) in einigen osteuropäischen Ländern, darunter Russland und der Ukraine, in der Altersgruppe der 55 bis 60-jährigen höher als bei Franzosen, die zwanzig Jahre älter sind. Zu den Ländern mit den niedrigsten KHK-Mortalitätsraten gehören Frankreich, Portugal, die Niederlande und Spanien – und neuerdings auch Dänemark. In Deutschland ist die Rate etwa doppelt so hoch wie in diesen Ländern. Die niedrigsten Raten der altersbereinigten CVD Sterblichkeit insgesamt haben nach den aktualisierten Daten Dänemark und Norwegen.
Der Anteil aller CVD-Todesfälle an der Gesamtsterblichkeit ist für Frauen wesentlich höher als für Männer (51 vs. 42 %). Der Unterschied gründet sich nach der Analyse der Autoren im Wesentlichen auf die Unterschiede beim Schlaganfall und anderen Herzkrankheiten. Auf die KHK entfallen 20 Prozent aller Todesfälle in Europa (fast 1,8 Mio.), ohne geschlechtsspezifische Unterschiede.
Im Gegensatz zum anhaltenden Rückgang der Sterblichkeit haben die Hospitalisierungen wegen CVD in den meisten Ländern zugenommen. Da diese Daten nicht Alters-standardisiert sind, spiegeln sie aus der Sicht der Forscher wahrscheinlich zumindest teilweise die Auswirkungen einer alternden Bevölkerung wider.
Quelle: Nichols M, Townsend N, Scarborough P, Rayner M. Cardiovascular disease in Europe 2014: epidemiological update. Eur Heart J. 2014 Aug 19. pii: ehu299. [Epub ahead of print]
Remagen - 05.09.2014, 13:30 Uhr