DAK Hilfsmittelliefervertrag

DAV: Jeder Apotheker soll selbst entscheiden

Berlin - 12.09.2014, 11:11 Uhr


Der Deutsche Apothekerverband (DAV) ist dem von der DAK Gesundheit erweckten Eindruck entgegengetreten, das gestrige Schreiben zur Versorgung mit Hilfsmittel sei abgesprochen gewesen und werde inhaltlich mitgetragen. Auf DAZ.online-Anfrage enthielt sich der DAV allerdings einer Wertung des DAK-Angebots.

„Das Schreiben zu den Hilfsmitteln der Produktgruppe 14 ist insofern im Hause bekannt, als dass sein Inhalt ein früheres Vertragsangebot an den DAV darstellt, das der DAV jedoch ablehnte. Es bleibt jedem Apotheker unbenommen, das ab 1. Oktober geltende Angebot genau zu prüfen und aufgrund der eigenen Wettbewerbs- und Kostensituation zu entscheiden“, antwortete ein DAV-Sprecher auf die DAZ.online Anfrage.

Gestern hatte die DAK-Gesundheit einen Brief an alle Apotheker geschickt mit dem Angebot, die Hilfsmittelversorgung mit Medikamentenverneblern zu übernehmen, wenn der Hauptversorger PHILmed nach 15 Uhr, an Wochenenden, Feiertagen und im Nachtdienst nicht mehr liefert. „Das Schreiben haben alle Apotheken erhalten. Es ist auch mit dem DAV abgestimmt“, hatte ein DAK-Sprecher DAZ.online mitgeteilt.

Bereits im Jahr 2012 hatte der Hamburger Apothekerverein gemeinsam mit Kinderärzten der Hansestadt gegen eine Änderung der Hilfsmittelversorgung durch die DAK Gesundheit protestiert. Die DAK Gesundheit gefährde mit der Umsteuerung der Versorgung von Hilfsmitteln bei Atemwegsbeschwerden die Gesundheit ihrer Mitglieder, insbesondere von Kindern, so eine gemeinsame Erklärung aus dem Oktober 2012. Seit Anfang September 2012 durften ärztlich verordnete Inhalationsgeräte und erforderliches Zubehör von den wohnortnahen Apotheken und Sanitätshäusern in Hamburg nicht mehr für Versicherte der DAK Gesundheit abgegeben werden.

„Viele Krankheiten verlaufen bei Kindern akuter als im Erwachsenenalter. Gerade bei Erkrankungen der Bronchien kommt es nicht selten zu Notfallsituationen, die den sofortigen Beginn einer Inhalationstherapie mit krampflösenden Arzneimitteln erforderlich machen, um die Sauerstoffversorgung sicherzustellen. Ist das im häuslichen Rahmen nicht mehr möglich, bleibt als Alternative nur die deutlich teurere Krankenhauseinweisung", kritisierte vor zwei Jahren Dr. Stefan Renz, Vorsitzender des Landesverbandes der Kinder- und Jugendärzte Hamburg (BVKJ). „Es ist geradezu absurd, dass wir Apotheker im Notdienst zwar die dringend benötigten Arzneimittel für eine Inhalationstherapie zur Verfügung stellen müssen, das erforderliche Gerät für die häusliche Anwendung aber erst Tage später durch einen ortsfernen Versender zugeschickt wird“, kommentierte Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins (HAV), das Vorgehen der DAK.


Lothar Klein