Perspektivpapier „Apotheke 2030“

Köhler: „Das gibt einen Riesenkonflikt“

München - 18.09.2014, 12:40 Uhr


Der frühere Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Köhler, hat als Gast-Diskutant auf dem Deutschen Apothekertag das soeben beschlossene Perspektivpapier 2030 scharf kritisiert. „Das Wort Arzt taucht darin nicht auf. Das beschäftigt mich sehr in der Deutung und Wertung der Ärzteschaft“, sagte Köhler und weiter: „Das gibt einen Riesenkonflikt.“

Er sei froh, dass er in Rente sei und das Perspektivpapier in den Gremien der Ärzteschaft nicht mehr vorstellen müsse, leitete Köhler seine Kritik ein. „Schreiben Sie zu diesem Papier ein Papier für die Ärzteschaft“, warnte Köhler vor Missverständnissen. Die Apotheker seien aufgerufen, ihre Vorstellungen den Ärzten zu erläutern. In der Ärzteschaft bestünden Sorgen und Ängste, dass „sie uns etwas wegnehmen wollen“.

Außerdem forderte Köhler die Apotheker mit Blick auf die Arzneimittelversorgung und das Arzneimanagement auf, den Dialog mit der Diktion „ich weiß es besser“ zu beenden. Das wecke bei den Ärzten die Sorge, dass „wir uns gegenseitig kannibalisieren“. Am Ende würden Finanzmittel der gesetzlichen Krankenversicherung verschoben von der ambulanten ärztlichen Versorgung in die Kassen der Apotheker, so Köhler. 

Auch der im Perspektivpapier 2030 niedergeschriebene Anspruch der Apotheken, sich künftig stärker auf dem Gebiet der Prävention zu engagieren, passt den Ärzten offenbar nicht. Köhler: „Sie wollen jetzt so einfach mal Prävention machen. Die Ärzte fühlen sich dadurch provoziert.“

Als Reaktion auf Köhlers Kritik forderte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt den ehemaligen KBV-Chef zu einer vertrauensvollen Diskussion auf, und außerdem konterte Schmidt unter dem Beifall der Delegierten: „Zeigen Sie mir ein Ärztepapier, in dem das Wort Apotheker auftaucht.“


Lothar Klein