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DAZ.online Wochenschau
Von Evidenz in der Selbstmedikation und dem Ruf nach dem Staat
Auch in dieser Woche drehte sich viel um das liebe Geld: Ist Lucentis® nur teurer oder auch sicherer? Gibt es bald billigeres Sofosbuvir? Werden im Arzneiverordnungs-Report die Kosten richtig berechnet? Daneben ging es auf dem Apothekertag in München neben der Standespolitik auch um Pharmazeutisches. So will die Apothekerschaft sich selbst um evidenzbasierte Informationen zu OTC-Arzneimitteln bemühen. Aber um die Impfstoff- und Antibiotikaversorgung sicherzustellen, soll die Bundesregierung ran. Und die Forderung „Schwerter zu Pflugscharen“ scheint aktueller denn je. Mehr dazu lesen Sie in unserer Wochenschau.
Avastin® nicht riskanter. Ein Cochrane-Review kommt zu dem Schluss, dass Bevacizumab (Avastin®) im Vergleich zu Ranibizumab (Lucentis®) bei der Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration nicht mit einem erhöhten Risiko für Todesfälle oder schwere Nebenwirkungen einhergeht. Um den Einsatz von Avastin® wird seit Langem gestritten, da Bevacizumab wie Ranibizumab nach dem gleichen Prinzip wirkt, aber nur einen Bruchteil davon kostet.
Vorsicht bei Arzneimitteln aus Rumänien. Es wurden Manipulationen an Fläschchen einer importierten MabThera®-Charge (Rituximab) sowie an einer Packung Herceptin® (Trastuzumab) bekannt. Das Paul-Ehrlich-Institut und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte raten, auf mögliche Manipulationen der Arzneimittel und ihrer Verpackung zu achten.
Und wieder Rückrufe. Nach Arzneimitteldiebstählen in Italien wurde in den vergangenen Monaten immer wieder über gefälschte Arzneimittel berichtet. Jetzt rufen Beragena Arzneimittel GmbH, BR Pharma International Ltd und docpharm Arzneimittelvertrieb GmbH & Co. KGaA Arzneimittel zurück, die in Italien gestohlen wurden.
Ab Januar nur noch neue BtM-Rezepte. Seit März 2013 gibt die Bundesopiumstelle neue, fälschungssichere BtM-Rezeptformulare heraus. Ab 1. Januar 2015 dürfen Ärzte alte BtM-Rezeptformulare nicht mehr zur Verschreibung verwenden – Apotheken dürfen diese daher nur noch bis zum 7. Januar 2015 beliefern.
Zweifel am Arzneiverordnungs-Report. Schon vor Erscheinen des neuen Arzneiverordnungs-Reports äußert der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) Kritik: Zu viele methodische Mängel stecken drin, die die Berechnung der Kosten und Einsparsummen betreffen.
Einheitliches Entlassrezept. Der Gesetzgeber soll ein einheitliches Entlassrezept aus dem Krankenhaus einführen. Das fordert die Hauptversammlung der deutschen Apotheker. So soll für die Patienten ein nahtloser Übergang in die ambulante Arzneimittelversorgung sichergestellt werden.
Evidenz in der OTC-Beratung. Der apothekerliche Berufsstand will künftig selbst evidenzbasierte Daten zu Präparaten in der Selbstmedikation sammeln, kategorisieren und klassifizieren, um sie für die Beratung nutzen zu können. Das wurde auf dem Deutschen Apothekertag beschlossen. Diese Aufgabe soll der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) übertragen werden.
Der Staat soll es richten. Die Bundesregierung soll dafür Sorge tragen, dass ausreichend Impfstoffe zur Verfügung stehen. Und da die Antibiotikaforschung durch Pharmaunternehmen weitestgehend eingestellt ist, soll das BMG auch die Erforschung neuer Antibiotika als staatliche Daseinsfürsorge erkennen und wirtschaftlich fördern. Das wurde auf dem Deutschen Apothekertag gefordert.
Nicht substituierbare Wirkstoffe. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat die ersten acht Arzneimittel festgelegt, die in den neuen Teil B der Anlage VII der Arzneimittel-Richtlinie aufgenommen werden sollen und von den Apotheken künftig nicht durch ein wirkstoffgleiches Produkt ersetzt werden dürfen.
Billigeres Sofosbuvir für Entwicklungsländer. Eine indische Mylan-Tochter hat mit Gilead Sciences eine Vereinbarung geschlossen, die viele Hepatitis-C-Patienten in wirtschaftlich ärmeren Regionen hoffen lässt. Mylan erhält von Gilead die nicht-exklusiven Rechte zur Herstellung und zum Vertrieb von Sofosbuvir sowie für ein Einzeltabletten-Regime mit Ledipasvir und Sofosbuvir in 91 Entwicklungsländern.
Schwerter zu Pflugscharen. Im Auftrag des italienischen Gesundheitsministeriums soll die italienische Armee künftig Cannabis für medizinische Zwecke anbauen. Mit dem in Italien angebauten Marihuana sollen Arzneimittel entwickelt werden, die bislang teuer importiert werden müssen.
20.09.2014, 08:00 Uhr