Hilfsmittelversorgung

BVMed fordert Qualität statt Pauschalen

Berlin - 15.10.2014, 13:23 Uhr


Der Medizintechnik-Branche in Deutschland machen der zunehmende Preisdruck und geringere Versorgungspauschalen im Hilfsmittelbereich zu schaffen. Das meldet der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) und verweist dafür auf seine Herbstumfrage. Zwar liege das für 2014 erwartete Umsatzwachstum danach bei 3,4 Prozent – die Gewinnsituation der Unternehmen sei aber rückläufig.

Die Umsatzangaben aus der BVMed-Herbstumfrage zeigen, dass die weltweite Umsatzentwicklung für die Unternehmen besser verläuft als die Entwicklung im Inlandsmarkt: 85 Prozent der befragten Unternehmen rechnen weltweit mit höheren Umsätzen als im Vorjahr (4,6%), im Inlandsmarkt beträgt der Wert 3,4 Prozent. 2013 lag das Wachstum hier bei 2,6 Prozent, nachdem es drei Jahre in Folge rückläufig war. Den leichten Anstieg erklärt BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt durch Nachholeffekte. „Generell ist davon auszugehen, dass die Fallzahlen in der Medizintechnik durch die demografische Entwicklung in den nächsten Jahren weiter steigen.“

Die Forderung der Branche: Krankenkassen müssen geeignete Qualitätskriterien der Hilfsmittelversorgung festschreiben und auch in der Versorgungspraxis überwachen. „Wir brauchen keinen aggressiven Beitragswettbewerb der Krankenkassen, sondern einen Wettbewerb um die besten Versorgungskonzepte. Wir brauchen eine patientenindividuelle Versorgung statt Ausschreibungen und Pauschalen“, erklärten verschiedene Vertreter von Kliniken und Unternehmen auf einem BVMed-Medienseminar zur Versorgung pflegeintensiver Patienten laut einer Mitteilung des BVMed. Ihre Sorge: Durch die Regelungen des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-FQWG), die am 1. Januar 2015 in Kraft treten, könnten kostenintensive Patienten zu den Verlierern gehören.

Raimund Koch, Leiter Gesundheitspolitik beim Hersteller Paul Hartmann, macht dies am Beispiel Inkontinenz deutlich: Rund 1,2 Millionen Patienten werden hierzulande in Deutschland durch die GKV im ambulanten Bereich mit saugenden Inkontinenzprodukten versorgt. Hinzu kommen rund 300.000 Menschen in Pflegeheimen. Die Qualitätskriterien für die Inkontinenzversorgung seien aber im Hilfsmittelverzeichnis seit 1993 nicht mehr aktualisiert worden, kritisiert Koch – mit den aktuellen Verträgen kämen einzelne Kassen ihrer Leistungspflicht nicht nach. Denn die aktuelle Monatspauschale liege bei den Versorgungsverträgen infolge von Ausschreibungen zwischen 13 und 18 Euro. Damit sei eine qualitativ hochwertige Versorgung nicht möglich. Und die Versicherten hätten Anspruch auf eine aufzahlungsfreie Versorgung mit Hilfsmitteln zulasten der GKV.


Juliane Ziegler


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