Apotheken Umschau

ABDA-Präsident erklärt Perspektivpapier 2030

Berlin - 03.11.2014, 14:22 Uhr


Die Apothekerschaft drängt mit dem Perspektivpapier 2030 auf eine aktivere Rolle in der Arzneimitteltherapie. Warum, wie man sich die neuen Aufgaben vorstellt und welche Hürden es zu überwinden gilt, erklärt ABDA-Präsident Friedemann Schmidt in der „Apotheken Umschau“.

Warum das Perspektivpapier 2030? Heute endet die Verantwortung des Apothekers, sobald der Patient mit dem Medikament die Apotheke verlässt, erklärt Schmidt. Doch die Fehler passierten meist im Anschluss, bei der Anwendung. Helfen soll hier ein „heilberufliches Netzwerk mit eindeutig definierten Kompetenzen“, an dem auch Apotheker beteiligt sind. Also eine bessere Vernetzung mit Ärzten, Pflegeberufen, Physiotherapeuten und Psychologen. „Deren Kompetenzen sind grundsätzlich klar“, räumt Schmidt ein. Allerdings gebe es bislang ungenutzte Kooperationsmöglichkeiten. „Wir wollen hier eine aktive Rolle einnehmen. Dafür müssen aber die Schnittstellen mit den anderen Heilberufen definiert werden.“

Eine zentrale Rolle nimmt im Perspektivpapier das Medikationsmanagement ein. Dieses setzt voraus, dass in der Apotheke die gesamte Medikation eines Kunden bekannt ist. „Wir sind auf dem Weg dahin“, erklärt Schmidt den „Umschau“-Lesern. Allerdings müsse der Patient auch bereit sein, alle Informationen über sein Medikationsverhalten mit der Apotheke zu teilen. Bis zum Jahr 2030, ist er überzeugt, werde es eine Art elektronische Medikationsdatei geben, die von allen Beteiligten mit Einverständnis des Patienten genutzt werden kann, etwa über die elektronische Gesundheitskarte. Sorge bereitet ihm derzeit aber das sorglose Vorgehen einiger Patienten, die sich „in relativ windige ‚Cloud-basierte‘ Projekte stürzen und ihre medizinischen Daten in dubiosen Patientenakten im Internet ablegen“.

Schmidt gesteht im Interview auch ein, dass es im Hinblick auf die Forderungen der Apothekerschaft Unstimmigkeiten mit den Ärzten gibt. Gerade mit den Hausärzten. Die Kernkompetenzen der jeweiligen Berufe dürften nicht aufgeweicht werden, betont Schmidt – man rücke näher zusammen. „Wir sehen uns in einer Rolle als beratende Institution für Ärzte bei der Durchführung einer Pharmakotherapie – die der Arzt völlig eigenverantwortlich wählt.“ Möglicherweise wegen des heftigen Gegenwinds der Ärzteschaft – unter anderem beim Deutschen Apothekertag – schlägt Schmidt besänftigende Töne an: „Wir wollen die Rolle eines konsiliarischen Beraters einnehmen“, erklärt er. „Wir strecken die Hand aus und erwarten, dass Ärztinnen und Ärzte diese annehmen.“

Darüber hinaus stellt Schmidt klar, wie die Perspektiven der „Apotheke 2030“ zum Internethandel passen – nämlich „überhaupt nicht“: „Wir halten ihn nach wie vor für gefährlich und nicht sachgerecht.“ Allerdings stehe dem Patienten frei, welchen Weg er nutze. So sei es übrigens auch, wenn Kunden nach Mitteln ohne Wirksamkeitsnachweis verlangten. „Wenn wir Empfehlungen abgeben, sollen sich diese an den Regeln der evidenzbasierten Pharmazie orientieren“, erklärt er. Bei Produkten ohne einen solchen Nachweis „sind wir wie jeder Heilberufler auf persönliche Erfahrun­gen und Einstellungen angewiesen“. Darauf sollte aufmerksam gemacht werden. „Es ist aber nicht unsere Aufgabe, Menschen zu bevormunden.“ Sie seien in ihrer Entscheidung frei.

Zum vollständigen Interview gelangen Sie hier.


DAZ.online


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