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Brandenburg
Dunkle Wolken über dem Apothekerhaus
Auch wenn das Jahr 2014 für den Berufsstand der Apotheker „von Helligkeit geprägt“ war – wie es der Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg, Jens Dobbert, formuliert – in den brandenburgischen Standesorganisationen herrscht eher „Grauwetterlage“. Grund sind Unstimmigkeiten zwischen Kammer und Verband im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung des gemeinsamen Apothekerhauses. Die gestrige Kammerversammlung könnte allerdings ein Anstoß gewesen sein, einen Schlussstrich unter die internen Querelen zu setzen.
„Für uns Apothekerinnen und Apotheker ist ein Stern am Himmel aufgegangen, der uns den Weg in das Jahr 2030 und darüber hinaus leuchten wird“, erklärte Dobbert eingangs in seinem Bericht vor der Kammerversammlung. Gemeint ist das Perspektivpapier Apotheke 2030, das nach einem „steinigen“ Weg im September auf dem Deutschen Apothekertag verabschiedet wurde. Dobbert, der in der vorausgegangenen Leitbilddebatte eher kritisch-zurückhaltend blieb, als enthusiastisch zu agieren, dankte jenen Kammer- und Verbandsmitgliedern, die sich aktiv in die Diskussion eingebracht hatten.
Nach einem kurzen Schwenk über die Berliner Gesundheitspolitik – die Dobbert derzeit als „gespenstisch“, wenn nicht gar „beängstigend ruhig“ empfindet – sah sich der Präsident veranlasst, den Mitgliedern der Kammerversammlung über die Spannungen zwischen Verband und Kammer zu berichten. Auslöser ist die von beiden Organisationen festgestellte Notwendigkeit, die bestehenden Räumlichkeiten im gemeinsamen Apothekerhaus zu erweitern.
Dieser Bedarf wurde schon vor einigen Jahren erkannt, 2009 stellte der damalige Kammerpräsident Dr. Jürgen Kögel eine Studie zur Erweiterung des Apothekerhauses vor. Diskutiert wurde, ob und wie das existierende Haus vergrößert werden kann. Da das Nachbargrundstück zudem frei stand, einigten sich Kammer und Verband 2010, an die Gemeinde als Eigentümerin einen Kaufantrag zu stellen. Doch diese lehnte ab. Sie machte stattdessen das Angebot eines Erbbaupachtvertrages über 99 Jahre.
Das wiederum war für den Verband keine Option. Im Sommer 2011 erklärte er der Kammer, sie könne den Erbbaupachtvertrag alleine abschließen und das Grundstück gegebenenfalls allein bebauen. Man sah zu viele Probleme: Die beiden Grundstücke liegen trotz direkter Nachbarschaft in zwei unterschiedlichen Gemeinden. Einen Neubau wollte man zudem gerne auf einem Grundstück veranlassen, das einem auch tatsächlich gehört.
Nachdem aus der Gemeinde zu vernehmen war, dass ein späterer Kauf des Grundstückes nach Abschluss des Pachtvertrags realistische Chancen habe, entschloss sich die Kammer, diesen Vertrag allein zu schultern. Allerdings weiterhin in der Annahme, der Verband werde dabei sein, wenn es um einen etwaigen Neubau geht. Die Kammer akzeptierte, dass der Verband eine Machbarkeitsstudie einforderte, wie eine Erweiterung aussehen kann. Bevor hierfür allerdings Geld an ein Architekturbüro fließen sollte, so Dobbert, wollte sie sich vergewissern, dass der Verband noch immer zum Kauf bzw. zum Einstieg in den Erbaupachtvertrag bereit ist. Doch diesem im Oktober geäußerten Wunsch nach einer Erklärung sei der Verband nicht nachgekommen – zum Missfallen der Kammer.
Bei der Versammlung am gestrigen 12. November wurde klar, dass eine Reihe von Missverständnissen, Kommunikationslücken und mangelndes Vertrauen die Situation hochkochen ließen. Dr. Andrea Lorenz, Vorsitzende des Apothekerverbands und Mitglied der Kammerversammlung, betonte: Aus Verbandssicht war das erste Ziel, das bestehende Haus zu erweitern – da dies voraussichtlich auf Kosten der Parkplätze gehen würde, gab es die Vorstellung, dass das Nachbargrundstück hierfür genutzt werden könnte. Doch erst bei der gestrigen Diskussion erhielt sie die Information: Die Gemeinde, die das Grundstück verpachtet, erwartet, dass auf diesem gebaut wird – und zwar kein Parkplatz. Anderenfalls könnte der Vertrag sogar hinfällig werden.
Dobbert zeigte sich nach der konstruktiven Diskussion mit vielen Anregungen seitens der Mitlgliederversammlung und dem daraus resultierenden Erkenntnisgewinn bereit, einen Schlussstrich zu ziehen und die „Reset-Taste“ zu drücken. Lorenz erklärte, sie erwarte nun Ehrlichkeit. Sie habe erst jetzt vieles erfahren, das sie ihrer Ansicht nach schon früher hätte wissen sollen.
Potsdam - 13.11.2014, 09:58 Uhr