COPD in Großbritannien

Apotheker üben Frühdiagnose

Remagen - 17.11.2014, 08:57 Uhr


Öffentliche Apotheken können helfen, bisher nicht bekannte Fälle von chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) in einem frühen Stadium zu identifizieren, und damit Kosten für die Krankenversicherung sparen. Dies hat ein Projekt der britischen Community Pharmacy Future (CPF), einer Kooperation der Apothekenketten Boots UK, The Co-operative Pharmacy, LloydsPharmacy and Rowlands Pharmacy, gezeigt. Die Ergebnisse wurden im International Journal of Pharmacy Practice veröffentlicht.

Auf der Halbinsel Wirral, südwestlich von Liverpool wurden in 21 Apotheken 238 Menschen gescreent, die auf der Grundlage ihres Raucherstatus und der Häufigkeit der Einkäufe von Hustenmitteln oder von Präparaten gegen Exazerbationen identifiziert wurden. Sie füllten einen Fragebogen zur Risikobewertung aus und machten einen mikrospirometrischen Test.

Dabei wurden 135 (57%) Personen herausgefiltert, die ein höheres Risiko für COPD hatten. Diejenigen mit einem hohen Risiko-Score wurden für weitere Untersuchungen an ihren Hausarzt verwiesen. 88 aktiven Rauchern in der Hochrisikogruppe boten die Apotheken-Teams eine Beratung zur Nikotinentwöhnung an. Rund ein Drittel lehnte das ab, aber knapp ein Fünftel nahm den Service der Apotheke an. Die Betroffenen konnten in der Offizin auch eine Beratung zur allgemeinen Lebensführung bekommen.

„Diese Auswertung zeigt, dass die öffentliche Apotheke durchaus dazu in der Lage ist, Fälle von COPD-Patienten zu ermitteln“, sagt Professor David Wright von der School of Pharmacy der Universität von East Anglia, Hauptautor der Publikation. „Ein gezieltes Screening identifiziert jeden zweiten Fall mit mittelschwerer COPD. Die Kosten für das Screening sind auf jeden Fall geringer als die Ausgaben für den National Health Service, wenn man nichts macht. Das heißt, der NHS täte gut daran, einen solchen Service der Apotheken anzunehmen.“

CPF beziffert die Zahl der COPD-Patienten in England mit rund 900.000. Schätzungsweise weitere 2,7 Millionen leben mit COPD, ohne es zu wissen. CPF hat ausgerechnet, dass der Frühdiagnose-Service dem NHS und der Gesellschaft 264 Millionen britische Pfund (332 Euro) jährlich einsparen könnte, wenn er flächendeckend auf die 11.100 Apotheken in England ausgedehnt würde. 

Clare Kerr, Leiterin External Affairs Lloyds fügt im Namen des CPF-Projektteams an: „Unsere Arbeit hat gezeigt, dass Apotheken ein idealer Ort sind, um COPD-Fälle zu identifizieren, unabhängig davon, wie eine Apotheke aufgestellt ist. Viele unserer Kunden sind nicht in regelmäßigem Kontakt mit anderen Gesundheitsdiensten. Insofern ist dieser Service eine sinnvolle Ergänzung zu der Betreuung durch die Hausärzte.“

Hier finden Sie die Studienergebnisse: Wright D, Twigg M, Thornley T. Chronic obstructive pulmonary disease case finding by community pharmacists: a potential cost-effective public health intervention. Int J Pharm Pract. 2014 Nov 5. doi: 10.1111/ijpp.12161. [Epub ahead of print]


Dr. Helga Blasius