Extragebühr für Papierrechnung

Apotheker verzichtet auf Direktbestellungen

Berlin - 02.12.2014, 15:54 Uhr


Immer mehr Pharmaunternehmen gehen dazu über, für ihren Apotheken-Direktvertrieb elektronische Bestellsysteme zu nutzen. Wenn für das Ausstellen einer Papierrechnung eine Extragebühr verlangt wird, gehen sie aus Sicht einiger Apotheker allerdings zu weit. Ein Apotheker aus Mannheim hat nun Konsequenzen gezogen und verzichtet fortan auf Direktbestellungen von Novartis.

Zum 1. Oktober hat Novartis sein Bestellwesen für Apotheken, die direkt bestellen, komplett auf die elektronische Form umgestellt. Rechnungen gibt es seither nur noch digital. Das sorgte für Unmut, weil für die Rechnungszustellung per Post nunmehr eine Gebühr von einem Euro fällig wird. Einige Apotheker sind der Meinung, dass eine Papierrechnung nicht zu Extrakosten führen darf. Dafür haben sie sich bislang auf eine Entscheidung des Oberlandesgerichts Frankfurt bezogen, das inzwischen vom Bundesgerichtshof (BGH) bestätigt wurde.

Darin wird klargestellt, dass die Klausel in Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) eines Mobilfunkanbieters, nach der für die Zusendung einer Papierrechnung – zusätzlich zur Bereitstellung in einem Internetkundenportal – ein gesondertes Entgelt anfällt, unwirksam ist. Dies gilt jedenfalls dann, wenn der Anbieter sein Produkt nicht allein über das Internet vertreibt. Jede Entgeltregelung, die Aufwendungen für die Pflichterfüllung „abzuwälzen“ versuche, so heißt es in den Urteilsgründen der BGH-Entscheidung (Az. III ZR 32/14 ), stelle nach ständiger Rechtsprechung eine Abweichung von den Rechtsvorschriften dar und verstoße daher gegen § 307 Abs.2 Nr. 1 BGB.

Novartis sieht kein Problem

Novartis verweist darauf, dass es in diesem Verfahren um die Klage einer Verbraucherzentrale gehe und die Entscheidung daher nicht auf Unternehmer, somit auch nicht auf Apotheken, übertragbar sei. Zudem sei die elektronische Abwicklung heutzutage „immer üblicher“. Im Zuge der Umstellung habe es nur „wenige Anfragen von Apothekern“ gegeben – die meisten zu technischen Details, die schnell hätten geklärt werden können. „In den letzten Wochen erhielten wir keine Anrufe mehr“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. „Daher gehen wir davon aus, dass der ApoBestellshop mittlerweile Teil der täglichen Routine geworden ist.“

Apotheker verzichtet auf Direktbestellungen

Doch nicht alle Apotheken geben sich damit zufrieden. Ein Apotheker aus Mannheim hat die Empfehlung und Direktbestellung des Novartis-OTC-Bereiches eingestellt – „um ein Zeichen zu setzen“. Kunden, die trotz anderer Empfehlung bei ihrem Wunsch blieben, würden natürlich weiterhin wunschgemäß bedient. Als er seine Entscheidung einem Außendienstmitarbeiter mitteilte, reagierte der „erkennbar gereizt“, berichtet der Apotheker. Firmen sähen hier ein weiteres Sparpotential zulasten Dritter, doch gegen derlei Praktiken müsse sich die Apothekerschaft gemeinsam zur Wehr setzen. „Das Märchen von der Pharmaindustrie als Partner der Apotheken glaubt ja sowieso schon lange niemand mehr.“


Juliane Ziegler


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