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Kommentar
Apotheker an allem schuld – sogar an Griechenland-Krise
Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds Reiner Hoffmann behauptet im Deutschlandfunk, das „Apothekermonopol“ sei an der wirtschaftlichen Krise in Griechenland mit schuld. Echt jetzt, das „Apothekermonopol“? Und was soll das überhaupt sein? Ein Kommentar.
Auf die Frage des Moderators Dirk Müller, ob die Griechen nicht tatsächlich über ihre Verhältnisse gelebt hätten, ob die griechische Politik nicht finanziell permanent überzogen habe, antwortet DGB-Chef im Deutschlandfunk-Interview: „Ich glaube, Sie haben Recht, dass wir auch in Griechenland mit erheblichen Strukturproblemen konfrontiert sind. Das fängt beispielsweise an mit einer steuerlichen Privilegierung von griechischen Reedern, die beispielsweise eben nicht an der Krisenbewältigung beteiligt wurden. Auch das Apothekermonopol in Griechenland muss man sicherlich infrage stellen.“
Soweit ist es schon gekommen: In der Wahrnehmung deutscher Gewerkschaftsführer rangieren die Apotheker inzwischen auf einer Stufe mit griechischen Reedern. Leider sind die meisten Apotheker meilenweit entfernt vom sagenhaften Reichtum eines Aristoteles Onassis, dessen wettergegerbtes Gesicht mit der obligatorischen Sonnenbrille sofort vor dem inneren Auge erscheint. Ein deutscher Gewerkschaftschef dürfte besser verdienen als die meisten selbstständigen Apotheker – von den angestellten oder gar den griechischen Apothekern ganz zu schweigen.
Aber was meinte Hoffmann eigentlich mit dem Ausdruck „Apothekermonopol“? Gebräuchlich ist der Begriff „ApothekeNmonopol“ für den Umstand, dass Arzneimittel – mit einigen Ausnahmen – nur in Apotheken abgegeben werden dürfen. Weniger missverständlich wird diese Tatsache auch schlicht „Apothekenpflicht“ genannt und gilt eigentlich als Schutzmaßnahme für die Verbraucher. Aber der DGB-Chef benutzt das Wort „ApothekeRmonopol“. Meint er vielleicht das Fremdbesitzverbot, also dass nur Apotheker eine Apotheke besitzen dürfen? Kennt er die Bedeutung des Begriffs überhaupt?
Ist aber eigentlich auch egal, „Monopol“ klingt so schön kapitalismuskritisch, das macht sich immer gut als Gewerkschafter. Und der Moderator fragt auch nicht nach – dass die Apotheker irgendwie schuld sind, das leuchtet ihm wahrscheinlich sofort ein. Ist in Deutschland ja auch nicht anders, wenn man den Kollegen aus dem Fernsehen Glauben schenken darf.
(Besonderer Dank gilt unserem Leser Dr. Schweikert-Wehner, der uns auf das Interview aufmerksam gemacht hat. Das Interview nachlesen bzw. hören können Sie hier.)
Stuttgart - 04.02.2015, 08:44 Uhr