Interview zum Skonti-Streit

Spahn: Niedrige Zinsen – niedrige Skonti

Berlin - 04.02.2015, 09:46 Uhr


In Zeiten niedriger Zinsen sind auch die Spielräume des Großhandels zur Gewährung von Skonti an Apotheken enger gezogen. „Skonto hat immer etwas mit Liquidität und Finanzierungskosten zu tun. In Zeiten niedriger Zinsen ist dabei der Spielraum für Skonti naturgemäß geringer als in Hochzinszeiten“, erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jens Spahn, im Interview mit DAZ.online. Außerdem sieht Spahn angesichts der Rabattschlacht im Großhandel keinen Grund für einen Nachschlag bei dessen Marge.

DAZ.online: Begrüßen Sie es, dass der Arzneimittelgroßhandel mit einer Beschwerde bei der Wettbewerbszentrale eine gerichtliche Klärung der Zulässigkeit von Skonti an Apotheken angeschoben hat?

Spahn: Naja, grundsätzlich kann jeder rechtliche Fragen vor Gericht klären lassen. Die Frage hier ist aber doch eine andere: Was ist ein zulässiger Skontoabschlag in Einklang mit der Arzneimittelpreisverordnung und was ist ein rechtswidriger verdeckter Rabatt. Und dass das eine erlaubt ist und das andere nicht, ist geregelt. Hier geht es also doch eher um die Frage, ob alles, was Skonto genannt wird, auch wirklich einer ist. Und da bin ich mir nicht immer sicher...

DAZ.online: Die Wettbewerbszentrale sieht die Höhe von Skonti und anderen Rabatten durch die Vorgaben der Arzneimittelpreisverordnung (3,15 %) limitiert. Teilen Sie diese Auffassung?

Spahn: Nein. Ein Skonto ist ein allgemeiner Preisnachlass auf den Rechnungsbetrag bei Zahlung innerhalb einer bestimmten Zeit, weil dadurch nach der Rechnungsstellung die Finanzierungskosten sinken oder entfallen. Damit hängt die Höhe von den Markt- und Kreditbedingungen ab.

DAZ.online: Auch das Bundesjustizministerium verweist in seinem aktuellen Entwurf zum Antikorruptionsgesetz auf die AMPreisV, zieht allerdings keine rote Linie für zulässige Skonti. Welche Skonti für Apotheker sind aus Sicht der Politik zulässig, welche nicht?

Spahn: Skonto hat immer etwas mit Liquidität und Finanzierungskosten zu tun. In Zeiten niedriger Zinsen ist dabei der Spielraum für Skonti naturgemäß geringer als in Hochzinszeiten. Hier bestimmt der Markt die Regeln, nicht die Politik.

DAZ.online: Muss der Skonto-Gewährung immer eine geldwerte Gegenleistung in Form eines verkürzten Zahlungsziels gegenüberstehen? Oder kommen auch andere Gegenleistungen in Betracht, z.B. der Verzicht auf eine mehrmalige Belieferung am Tag?

Spahn: Ein Skonto hat nichts mit Lieferkonditionen zu tun, sondern ist– wie gesagt – ein Nachlass auf den Preis wegen sofortiger Zahlung oder Zahlung innerhalb einer bestimmten Frist.

DAZ.online: Der Arzneimittelgroßhandel sieht sich von der Politik benachteiligt, weil er aus seiner Sicht anders als Apotheker und Arzneimittelhersteller als einzige Branche der letzten Sparrunde im Gesundheitswesen bis jetzt keine Besserstellung erfahren hat. Ist die Koalition bereit, die Marge des Großhandels in dieser Legislatur zu erhöhen?

Spahn: Bei der letzten Sparrunde wurden die Bedenken von ABDA und PHAGRO sehr ernst genommen. Daraufhin wurde das gesamte Einsparvolumen hälftig auf die Apotheken und den Großhandel aufgeteilt. Zuerst hatten die Apotheker die Sorge, dass der Großhandel seinen Anteil auf sie abwälzen würde. Das ist so nicht eingetreten, im Gegenteil, heute beklagt sich der Großhandel, dass er den Apothekern so viel Rabatt gewähren muss. So lange der Großhandel aber in dem Umfang Rabatte an die Apotheker gibt, wie er es derzeit tut, sehe ich überhaupt keinen Grund, etwas zu tun. Nur eine Entwicklung besorgt mich: Der Großhandel zieht sich anscheinend teilweise aus der Vorhaltung und Lieferung hochpreisiger Medikamente zurück, weil der Zuschlag auf 37,80 Euro plus die 70 Cent gedeckelt ist. Teilweise werden Apotheken mit vielen Hochpreisern in der Onkologie oder für HIV oder HCV schon mit schlechteren Konditionen bestraft. Das kann so nicht bleiben.


Lothar Klein


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