Vorschlag zur Entlastung

Mediziner für Lockerung bei Krankschreibungen

Magdeburg/Berlin - 16.02.2015, 08:48 Uhr


Mediziner der Universität Magdeburg haben vorgeschlagen, die Regeln für Krankschreibungen zu lockern. Beschäftigte sollten sich für die Dauer von bis zu einer Woche selbst krankmelden können, sagte Wolfram Herrmann, Leiter des Magdeburger Forscherteams, der „Welt am Sonntag“. Eine Studie habe ergeben, dass viele Arztbesuche nur erfolgten, um die ärztliche Bescheinigung zur Krankschreibung zu erhalten. Falle ein Teil davon weg, würden die Hausärzte entlastet und könnten sich besser um die Behandlung von Patienten mit langwierigen Erkrankungen kümmern.

Drei Jahre beschäftigten sich die Mediziner der Uni Magdeburg mit einem speziell deutschen Phänomen: Warum geht die Bevölkerung hier besonders häufig zum Arzt? Und wie kann diesem Phänomen Abhilfe geschaffen werden? Die Zahlen schwanken zwar je nach Erhebung zwischen zehn und 18 Arztbesuchen pro Kopf im Jahresschnitt. Fest steht dennoch: Die meisten anderen Länder West- und Mitteleuropas kommen auf niedrigere Werte, ohne dass die Menschen dort insgesamt einen schlechteren Gesundheitszustand aufweisen.

Sie fanden heraus, dass die Bitte um Krankschreibung für die Deutschen ein besonders häufiger Anlass für kurzfristige Besuche beim Hausarzt ist. Arbeitgeber verlangen in der Regel ab dem vierten Tag der Krankheit eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Drei Tage kann ein Beschäftigter also nach eigener Entscheidung ohne „Krankenschein“ zu Hause bleiben. Herrmann schlägt daher vor, eine Ausweitung auf fünf Tage in Pilotprojekten auszuprobieren. „Dass durch eine eigenständige Krankmeldung der Beschäftigten die Zahl der Fehltage nicht nach oben schnellt, zeigen Erfahrungen aus Norwegen“, sagte der Arzt.

Politik aufgeschlossen – Arbeitgeber skeptisch

Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn zeigte sich aufgeschlossen: „In Deutschland ist die Zahl der durchschnittlichen Arztbesuche auch deswegen so hoch, weil Patienten nur für Rezepte, Verlaufskontrollen oder auch Kurzzeitkrankschreibungen immer zum Arzt müssen“, sagte er der Zeitung. „Jeden klugen Vorschlag, das zu reduzieren, sollten wir ergebnisoffen prüfen. Allerdings sollte das die eh schon hohe Zahl an Fehltagen nicht weiter erhöhen.“ Die Arbeitgeber sehen dagegen keinen Handlungsbedarf. „Die gesetzlichen Regelungen zu Krankschreibungen haben sich in Deutschland insgesamt bewährt“, erklärte der Arbeitgeberverband BDA.


dpa/DAZ.online


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