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Berlin – Lieferengpässe bei Arzneimitteln gehören in Deutschland inzwischen zum Alltag – auch in Krankenhaus-Apotheken. Hier sind es pro Woche etwa zehn Arzneimittel, die nicht lieferbar sind, berichtet Professor Wolfgang Kämmerer, Chefapotheker am Klinikum in Augsburg im Gespräch mit der „Augsburger Allgemeine“. Er hofft, dass sich die Versorgungslage bis zum Ende des Jahres entspannen wird.
Laut der Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hätten Pharmafirmen derzeit Probleme, mindestens 20 verschiedene Medikamente zu liefern. Auch in Krankenhäusern sorgt das für Schwierigkeiten. Besonders im Bereich der Antibiotika machen die Engpässe Probleme, erklärt Kämmerer. Denn es seien einige Arzneimittel betroffen, die in der Klinik standardmäßig eingesetzt würden. „Dies ist natürlich ärgerlich, weil wir jetzt mit erheblichem Aufwand auf Alternativen umstellen müssen.“
Los ging es mit den Lieferproblemen im Jahr 2012, führt Kämmerer aus. Allerdings seien die Ausfälle noch nie so umfangreich gewesen wie derzeit. Was also jetzt? „Wir tun unser Möglichstes“, erklärt der Apotheker. Beispielsweise schließe man mit bestimmten Herstellern Verträge über definierte Mengen ab. „Die sind für uns reserviert und die bekommen wir dann auch meistens.“ Doch: „In einer Situation wie jetzt sind wir machtlos, da es definitiv nichts mehr im Markt gibt.“ Bislang sei es aber immer gelungen, gemeinsam mit den behandelnden Ärzten die Patienten auf gleichwertige Alternativen umzustellen und zu behandeln.
Gefragt nach den Ursachen verweist Kämmerer auf mehrere Faktoren: Viele Standardantibiotika würden europaweit oder auch weltweit nur noch von wenigen Herstellern angeboten, da es sich immer weniger lohne, Standardarzneimittel auf den Markt zu bringen. Weiterhin könnten Qualitätsprobleme etwa bei den Ausgangsstoffen eine Rolle spielen. „Dies führt dazu, dass eine Produktion nicht möglich ist.“ Mitursächlich sei auch die Globalisierung: In Wachstumsmärkten wie China oder Indien steige die Nachfrage, die verfügbare Menge auf dem Weltmarkt reiche nicht aus und die Hersteller könnten in einigen Märkten höhere Preise als in Deutschland erzielen.
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