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Berlin – Patienten werden in deutschen Arztpraxen immer häufiger Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) auf eigene Kosten angeboten. Laut einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hat innerhalb von zwölf Monaten jeder dritte gesetzlich Versicherte eine solche Leistung offeriert bekommen. Die Quote stieg damit deutlich von 8,9 Prozent in 2001 auf mittlerweile 33,3 Prozent. Insgesamt haben danach im vergangenen Jahr rund 20 Millionen gesetzlich Versicherte Erfahrung mit privaten Zusatzleistungen gemacht.
Der Anstoß kommt laut WIdO in fast 73 Prozent der Fälle vom Arzt. Vor allem Gynäkologen, Augenärzte, Orthopäden, Urologen und Hautärzte erzielen durch IGeL zusätzliche Einnahmen. In drei von vier Fällen wurde die angebotene Leistung auch erbracht. Mit Abstand am häufigsten (24,8 %) werden Ultraschalluntersuchungen – im Wesentlichen zur Krebsfrüherkennung bei Frauen – und Leistungen im Rahmen der Glaukom-Früherkennung angeboten (17,6 %). Rund elf Prozent der ärztlichen Angebote entfallen auf Medikamente, Heil- und Hilfsmittel.
„Diese Expansion des IGeL-Marktes hat sich vor allem beim Angebot für Frauen vollzogen“, erläutert WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. IGeL würden Frauen wesentlich häufiger angeboten als Männern (41,8 % vs. 23,2 %). Die Kosten für eine angebotene IGeL-Leistung belaufen sich im Durchschnitt auf 65 Euro. Hochgerechnet haben die niedergelassenen Ärzte (ohne Zahnärzte) mit IGeL im letzten Jahr zusätzliche Einnahmen in Höhe von rund einer Milliarde Euro erzielt, konstatiert das WIdO. Nicht immer würden dabei die rechtlichen Vorgaben – wie die schriftliche Vereinbarung vor der Leistungsdurchführung sowie die Rechnungsstellung im Anschluss – eingehalten.
Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), kritisierte Ärzte, die nicht richtig über Sinn oder Unsinn sowie die Kosten von IGe-Leistungen aufklärten. Oder die Patienten unter Druck setzten, diese zu akzeptieren. Das sei eine „Riesensauerei“, sagte er der „Bild“-Zeitung. „Die schwarzen Schafe unter den Ärzten müssen deutliche Konsequenzen zu spüren bekommen“, fordert er. Sollte sich gesetzgeberischer Korrekturbedarf zeigen, werde man handeln. Bis dahin bleibt Patienten nur, sich vor dem Arztbesuch genau zu informieren, in Arztpraxen aufmerksam zu sein und sich auf die bestehenden Rechte zu besinnen.
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