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Tübingen - Das Pharmaziestudium erfüllt die Voraussetzungen an ein wissenschaftliches Studium nicht, statt um das Verstehen gehe es um Perfektionismus und es gebe viel zu viele Studieninhalte, die im Berufsleben eines Apothekers nie erlebbar werden. Diese ernüchternde Bilanz zog der ehemalige Pharmakologie-Professor Eugen Verspohl bei der Bundesverbandstagung der Pharmaziestudierenden in Tübingen am vergangenen Freitag.
„Pharmaziestudium – Baustelle ohne Bauplan“ war die Podiumsdiskussion betitelt, bei der neben Prof. Verspohl auch Franziska Möllers (Bundesverband der Pharmaziestudierenden BPhD), Dr. Hans-Peter Hubmann (Bayrischer Apothekerverband BAV) sowie Patrick Schäfer (Landesapothekerkammer Baden-Württemberg) teilnahmen. Nach dem Zeugnis, dass die Runde dem heutigen Studium ausstellte, könnten Beobachter jedoch eher den Eindruck gewinnen, es handle sich um eine Ruine. Viel zu selten könnten sich die Studierenden Wissen selbst erarbeiten, kritisierte beispielsweise BPhD-Präsidentin Möllers. Stattdessen gehe es viel zu oft um reines „Nachkochen“. Verspohl plädierte mehrfach dazu, das Studium grundlegend „zu entrümpeln“. Es sei wichtig, dass es weiterhin auf alle Berufsfelder für Apotheker vorbereite. Inhalte aber, die in keinem dieser Felder je wieder erlebbar seien, müssten gestrichen werden. Dann sei auch eine Verlängerung des Studiums unnötig. Eine Verlängerung der Regelstudienzeit ist eine Forderung des Studierendeverbandes, auch der BAV-Vorsitzende Hubmann zeigte sich offen für diesen Vorschlag. Er erwarte jedoch bei der Umsetzung große Widerstände aus der Politik.
Einigkeit herrschte unter den Diskutanten darüber, dass die Pharmazie ein naturwissenschaftliches Fach bleiben muss. Dem stehe aber eine Ergänzung um Inhalte aus anderen Gebieten, beispielsweise der Psychologie, nicht entgegen. Bei der Vermittlung betriebswirtschaftlicher Kenntnisse war es dann aber schon wieder vorbei mit der Einmütigkeit. BWL könne sehr gut im Dritten Ausbildungsabschnitt, dem Praktischen Jahr, vermittelt werden, betonte Hubmann. Verspohl entgegnete, er verstehe bis heute nicht, warum bei der vorletzten Novellierung der Ausbildung der BWL-Schein abgeschafft worden sei.
Sowohl Hubmann wie auch der Ausbildungsbeauftragte der baden-württembergischen Kammer Schäfer betonten mehrfach die Bedeutung des Praktischen Jahrs für die Ausbildung. Es sei ein elementarer Teil der Ausbildung, man könne nicht erwarten, nach dem zweiten Staatsexamen bereits alles für die Apotheke zu wissen und zu beherrschen, so Schäfer. Hubamnn apellierte an die Studierenden, bei der Auswahl der Praktikumsapotheke nicht nur durch Bequemlichkeit leiten zu lassen und an seine Kollegen, Pharmazeuten gewissenhaft auszubilden.
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