Frankreich

Apotheker werden immer älter

04.06.2015, 08:55 Uhr

Frankreichs Apotheken befinden sich im Wandel. (Bild: jpgon/Fotolia)

Frankreichs Apotheken befinden sich im Wandel. (Bild: jpgon/Fotolia)


Remagen - Die französische Apothekerschaft altert, und die Zahl der Apotheken schrumpft. Dies geht aus der Statistik hervor, die die französische nationale Apothekerkammer (Ordre national des pharmacien) jetzt als alljährliches Update zum 1. Januar vorgelegt hat. Für die Kammerpräsidentin Isabelle Adenot macht der Apothekerberuf in Frankreich gerade einen Wandel durch, dessen Ursachen sowohl durch strukturelle Veränderungen als auch durch die Konjunktur bedingt sind.

Im Jahr 2014 waren beim Ordre national des pharmaciens knapp 74.500 Apotheker registriert (+0,29 % gegenüber 2013). Hier gibt es eine ganze Reihe von Sparten, darunter die klassische Offizinpharmazie, entweder als verantwortlicher Apothekenleiter (pharmacien titulaire) oder als Angestellter (pharmacien adjoint). Daneben gibt es die Apotheker in der pharmazeutischen Industrie, dem Großhandel, der medizinischen Biologie und im Bereich medizinischer Einrichtungen.

Der Frauenanteil liegt über alle Sparten bei 67 Prozent, mit einem Überhang bei den Apothekenangestellten (82 %) sowie bei den Apothekern in Gesundheitseinrichtungen (76 %). Das Durchschnittsalter beträgt 46,6 Jahre. Inzwischen sind fast 10 Prozent der Apotheker älter als 60 Jahre und die Zahl der über 56-Jährigen ist mit plus 4,5 Prozent ebenfalls weiter gestiegen. Sie repräsentieren zusammen schon über ein Viertel aller registrierten Pharmazeuten. Außerdem gehen die französischen Apotheker nicht mehr so schnell in Rente wie früher. Mehr als 2000 noch Tätige sind bereits jenseits der 66, wobei sich diese Zahl innerhalb von zehn Jahren verdoppelt hat. Für die junge Generation ist eine Beschäftigung innerhalb der „traditionellen“ Pharmazie demgegenüber offenbar nicht mehr so attraktiv. Fast 28 Prozent der Uni-Absolventen schreiben sich nicht bei der Kammer ein und suchen sich anderenorts Arbeit.

21.772 Apotheken in Frankreich

Als eine der Hauptfolgen der Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen  setzt sich der  Konzentrationsprozess der Abgabestellen weiter fort. Die Zahl der Einwohner pro Apotheke ist in den letzten zehn Jahren kontinuierlich angestiegen (von ca. 2680 auf 2930). Insgesamt 21.772 Apotheken stehen zu Buche. Im letzten Jahr wurden 286 Übernahmen und 123 Schließungen verzeichnet. Unter den rund 16.560 Apotheken mit nur einem Leiter arbeitet jeder Vierte ohne zusätzlichen Apotheker, ca. 4700 beschäftigen Teilzeit- und 5600 Vollzeitapotheker, der Rest sowohl als auch. Etwa 4800 Apotheken haben eine „Doppelspitze“, und lediglich 360 verfügen über Teams von mehr als drei Pharmazeuten in Leitungsfunktion (titulaires).

Transfers und Tilgungen von Apotheken bleiben nach Angaben der Kammer die Hauptmodi der Umstrukturierung des Netzes, wobei die harmonische Versorgungsstruktur bislang überwiegend erhalten geblieben sein soll. Außerdem bevorzugen die Inhaber zunehmend neue Unternehmensformen. So sind rund 8000 in Kapitalgesellschaften selbstständiger Apotheken zusammen geschlossen (sociétés d'exercice libéral (SEL). Größere „Apotheken-Gruppen“ haben sich hieraus allerdings bislang nicht ergeben. Aus der Sicht der Kammer stehen die französischen Apotheker weiterhin sowohl zu ihrem Status als freier Beruf als auch zu dem Leitbild des Apothekers in seiner Apotheke.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Apothekenwesen und Apothekenüberwachung in Frankreich

Unser Nachbarland unter der Lupe

Milliarden-Übernahme in USA

L’Oréal kauft ein

Ein Viertel der Apotheken dabei

In Frankreich startet die Telepharmazie

Assistierten Suizid legalisieren

Frankreich will aktive Sterbehilfe zulassen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.