BPI-Umfrage in Sachsen

Ärgernis Rabattverträge

Berlin - 17.06.2015, 12:30 Uhr

Die meisten Apothekenkunden würden auf den Austausch bei Dauermedikation lieber verzichten. (Foto: Schelbert/DAZ)

Die meisten Apothekenkunden würden auf den Austausch bei Dauermedikation lieber verzichten. (Foto: Schelbert/DAZ)


Rabattverträge haben sich in den vergangenen Jahren zwar weitgehend etabliert – ein Ärgernis sind sie für viele Beteiligte dennoch weiterhin. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hat nun die Einstellung der Bundesbürger zu dieser Einsparmethode der Krankenkassen abfragen lassen. Das Ergebnis: Jeder Zweite (52 %) findet es nicht in Ordnung, dass der Hersteller eines dauerhaft eingenommenen Medikaments gewechselt werden muss, weil die Krankenkasse finanzielle Einsparungen macht. Für 31 Prozent ist dies allerdings kein Problem. Der BPI meint: Gegensteuern ist angesagt.

Anlässlich seiner diesjährigen Hauptversammlung in Dresden hatte der BPI das thüringische Marktforschungsinstitut Insa-Consulere mit einer Umfrage in Sachsen beauftragt – 1000 Bürgerinnen und Bürger des Freistaates wurde Ende Mai befragt.

Es zeigte sich, dass die größte Ablehnung gegenüber Rabattverträgen bei den älteren Befragten festzustellen ist: Für 63 Prozent der über 60-Jährigen ist der Präparatewechsel zu Sparzwecken nicht in Ordnung. Unter den 50- bis 59-Jährigen sind es noch 56 Prozent, die dies ablehnen. Allein in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen ist der Anteil derjenigen, die einem rabattvertragsbedingten Wechsel zustimmen (39 %) etwa gleich groß wie der derjenigen, die ihn ablehnen (38 %).

Während die Substitution in der Apotheke noch von einigen Befragten mit Verständnis betrachtet wird, lehnt die Mehrheit eine Einflussnahme der Kasse auf Arztebene noch deutlicher ab: 79 Prozent erklärten, Krankenkassen dürften keinen Einfluss auf das Verordnungsverhalten nehmen. Auch eine Belohnung für Ärzte und Apotheker, die ein für die Kassen günstiges Arzneimittel verordnen, halten dreiviertel der Befragten für keine gute Idee.

Gefragt wurde auch, ob die Menschen in Sachsen bereit wären, für ein in Deutschland entwickeltes und hergestelltes Arzneimittel mehr Geld auszugeben. Dies bejahen immerhin 31 Prozent der Befragten. Mehr als die Hälfte (52 %) lehnt eine Mehrzahlung jedoch ab.

Last not least wollte das Institut wissen, ob die Befragten bei Bedarf immer wieder die gleichen Apotheker aufsuchen: 68 Prozent bejahten dies (72 % Frauen, 63 % Männer). Von denjenigen die immer wieder zum gleichen Apotheker gehen, bestätigten 45 Prozent, dass dieser ihre Krankheiten und Lebensumstände kenne. 46 Prozent verneinten dies.

BPI: Standortgebundene Hersteller haben das Nachsehen

„Es besteht kein Zweifel daran, dass die Politik beim Thema Rabattverträge gegensteuern muss“, erklärte der BPI-Vorsitzende Dr. Martin Zentgraf angesichts der Umfrageergebnisse. Neben den Patienten seien auch die standortgebundenen Medikamentenhersteller Leidtragende der massiven staatlichen Regulierung im Arzneimittelbereich. Sie hätten bei den Ausschreibungen immer weniger Chancen, den Zuschlag zu erhalten. Als Konsequenz bilde sich ein Oligopol aus Firmen, das dauerhaft sogar die Gefahr berge, dass dann die Preise wieder steigen könnten. Hoffnung schöpft Zentgraf daher nicht zuletzt aus der Erkenntnis, dass immerhin jeder dritte Patient in Sachen bereit wäre, für ein in Deutschland hergestelltes Medikament mehr Geld auszugeben.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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