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In den Niederlanden sind die jährlichen Meldungen von Lieferengpässen in den letzten zehn Jahren dramatisch angestiegen, und zwar von 91 in 2004 auf 527 im Jahr 2014. Vor allem vorübergehende Verknappungen haben sich fast um den Faktor neun erhöht. Dies berichtet die Königliche niederländische Gesellschaft zur Förderung der Pharmazie (Koninklijke Nederlandse Maatschappij ter bevordering der Pharmacie, KNMP) basierend auf Zahlen ihrer speziellen Internetseite zu dieser Problematik (farmanco.knmp.nl/).
KNMP vermutet die Ursache darin, dass die Hersteller immer effizienter arbeiten, indem sie ihre Lagerbestände verringern und Produktionsstätten schließen. Wenn es dann ein Problem gebe, wie eine Produktionsverzögerung, sei ein Wirkstoff eben einfach nicht mehr verfügbar. Es passiere oft, dass gängige Medikamente für kurze oder lange Zeit nicht zur Verfügung stehen. So seien in den letzten Jahren einige Steroid-Cremes zur Behandlung von Ekzemen nicht lieferbar gewesen. Domperidon-Zäpfchen gegen Übelkeit und Erbrechen seien schon seit Mai nicht mehr zu bekommen.
Auch kleine Gruppen von Patienten mit schweren Erkrankungen seien hiervon betroffen, wie etwa Kinder mit Epilepsie, für die es derzeit kein Ethymal-Sirup gibt. Doerine Postma, Forscherin bei der Apotheker-Organisation sagt: „Diese Kinder müssen sich nun wieder an ein anderes Epilepsie-Medikament gewöhnen. Das dauert Wochen.“ Auch Bromperidol gegen Psychosen, das alle vier Wochen einmal injiziert werden muss, sei im Moment nicht verfügbar, ebenso wie das Herzmittel Digoxin als Injektion oder Getränk für Kinder.
Apotheker schwer im Einsatz
Die Folgen dieser Versorgungslücken müssten nun zunächst die Apotheker schultern. In zwei Dritteln der Fälle seien die gleichen Mittel von einem anderen Hersteller zu bekommen. Anderenfalls müsse das Medikament aus dem Ausland beschafft oder auch für den Patienten selbst hergestellt werden. Dabei sei es nicht immer möglich, eine geeignete Lösung zu finden. Außerdem müssten die Apotheker sehr viel Zeit in die Suche nach Alternativen investieren, die dann für die Betreuung der Patienten fehle.
Postma bedauert: „Leider können die Patienten nicht mehr darauf vertrauen, dass alle Medikamente zur Verfügung stehen. Was sie möglicherweise tun können, ist, die Arzneimittel eine Woche im Voraus bei der Apotheke bestellen, damit wir frühzeitig eine Lösung finden können, wenn etwas nicht lieferbar ist.“ Einen weiteren Appell richtet sie an die Hersteller: Sie sollen Engpässe auf jeden Fall so schnell wie möglich an KNMP Farmanco melden. Außerdem müsse die Regierung mehr Kontrolle übernehmen, damit die Patienten die Medikamente bekommen, die sie benötigen.
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